Bescheidene Anfänge
Der Beginn einer Serie, die untersucht, wie das Leben und die Lehren Jesu Christi Prinzipien aufzeigen, die uns durch diese komplexen Zeiten geleiten können.
Was war es an Jesus Christus, das die großen Menschenmengen anzog, ihm zuzuhören? Waren es die Wunder, die faszinierenden Gleichnisse in verständlicher Sprache oder die Autorität seiner moralischen Lehren? War es die erhoffte Möglichkeit einer Befreiung von der römischen Herrschaft oder seine brandmarkende Kritik des religiösen Verfalls? Waren es alle, einige oder keine dieser Möglichkeiten?
Und warum hatte die religiöse Führung von damals entschieden, das Werk dieses Mannes aus Galiläa zu beenden?
Mit diesem Beginn einer Serie von Artikeln eröffnen wir eine faszinierende Reise durch das Leben und die Zeit Jesu Christi - eine Reise, die Sie zu Zeiten überraschen und wahrscheinlich Ihre Sicht des ursprünglichen Christentums verändern wird.
Jahrhundertelang haben Wissenschaftler und Lehrer die Praktiken der frühen Christen missverstanden und diese Missverständnisse weitergegeben. Wie haben die ersten Nachfolger Jesu den Glauben praktiziert, den er ihnen übergeben hatte? Wie sollten Christen heute ihrem Vorbild nachfolgen?
DAS GALILÄA DER FREMDEN
Lassen Sie uns zu Beginn unserer Reise die geographische Lage bestimmen. Jesus wuchs in Galiläa auf, einer Gegend im Norden von Judäa, an der Kreuzung von Handelsstraßen, die von der Küste des östlichen Mittelmeeres über Damaskus in Syrien in weitere Länder darüber hinaus führten. Die Gegend wurde in der zur Zeit Jesu gebräuchlichen aramäischen Sprache Galil hagoim - Galiläa der Fremden - genannt, weil auf dem Netzwerk seiner Straßen Menschen aus allerlei Ländern verkehrten. Dies war die Umgebung der Jugendjahre von Jesus, die Orte, an denen sein Vater Josef als Zimmermann arbeitete.
Nahe Nazareth lag die regionale Hauptstadt Sepphoris. Inmitten ihrer heutigen Ruinen findet man die Überreste einer Burg, die viel später, um 1260, von den Kreuzfahrern erbaut wurde. Sie steht auf dem höchsten Punkt eines Hügels, der die Landschaft dominiert - ein stiller Zeuge, der daran erinnert, dass Jahrhunderte nach dem Tode Jesu von Nazareth andere Fremde die Wege von Galiläas produktiver Landschaft kreuzten. Die Kreuzfahrer wurden nicht vom Handel angezogen, sondern von religiösem Eifer - Christen, die danach trachteten, verlorene heilige Stätten von den Nachfolgern Mohammeds zurückzugewinnen.
Was würde der Mann aus Nazareth zu all dem Blutvergießen gesagt haben, das in seinem Namen verübt wurde? Hatte seine Botschaft von einem friedlichen Königreich irgendetwas mit diesem verwerflichen Kampf um heilige Stätten zu tun? Dieselbe Frage könnten wir natürlich auch heute stellen. Religiöse Konflikte haben nicht aufgehört zu existieren, und heilige Stätten sind immer noch ein Stein des Anstoßes. Die dem christlichen Glauben zugrunde liegenden Prinzipien widerstreben ganz gewiss solchem Hader.
ENTTÄUSCHTE BESUCHER
Der amerikanische Autor Mark Twain hatte 1869 ähnliche Gedanken formuliert. Er besuchte Beth-lehem, den Geburtsort Jesu Christi, und schrieb darüber später: „Die Priester und die Mitglieder der griechischen und römischen Kirchen können nicht denselben Eingang benützen, um im heiligen Geburtsort des Erlösers niederzuknien. Stattdessen sind sie gezwungen, verschiedene Ein- und Ausgänge zu benutzen, damit an diesem heiligsten Boden der Erde nicht Streit und Kampf ausbricht“ (The Innocents Abroad, Signet Classic, New York, 1980, S. 449-450).
Es scheint so, als ob sogar diejenigen, die die heiligen Orte verehren, an denen Christus gewesen sein könnte, untereinander wegen dieser Orte nur streiten und kämpfen.
Mark Twain war von seiner staubigen dreimonatigen Reise auf dem Pferderücken durch Syrien und Palästina enttäuscht - speziell von den vielen heiligen Orten. Er beschwerte sich, dass viele davon kitschig und kommerzialisiert seien.
Mark Twain war von seiner staubigen dreimonatigen Reise auf dem Pferderücken durch Syrien und Palästina enttäuscht – speziell von den vielen heiligen Orten. Er beschwerte sich, dass viele davon kitschig und kommerzialisiert seien.
In Galiäa jedoch fand er einiges an Ruhe und Gelassenheit. Eines Nachts, als er vor seinem Zelt am Ufer des Sees von Galiläa saß, dachte er bewundernd an die Geschichte der Region und ihre Verbindungen. „Im Sternenlicht“, schrieb er, „hat Galiläa keine Grenzen, nur den weiten Horizont der Himmel, und ist ein Theater, geeignet für große Ereignisse; geeignet für die Geburt einer Religion, die fähig ist, die Welt zu retten; und geeignet für die erhabene Erscheinung, die auf seiner Bühne stehen und die hohen Verordnungen verkünden sollte“ (Innocents Abroad, S. 385).
In den frühen 40ern besuchte auch ein junger britischer Flugzeugingenieur, der in Ägypten stationiert war, das Heilige Land. Als er die verschiedenen heiligen Orte sah, fühlte er ein bisschen, wie Mark Twain es getan hatte. Er war enttäuscht von den geschmacklosen „heiligen“ Grotten mit ihrer herausgeputzten Religiosität. Er fragte sich sogar, ob einige der verehrten christlichen Schauplätze tatsächlich mit dem Leben und der Zeit des demütigen Mannes aus Nazareth zu tun hatten. Der junge Mann der Royal Airforce war mein Vater. Seine Faszination dieses Landes - und die Implikationen für die westliche Zivilisation in Bezug auf das, was dort passiert war - ist auch meine geworden.
Was hatten die frühesten Lehrer des Christentums ihrer Welt zu sagen? Wie viel von dem ursprünglichen Christentum existiert eigentlich noch? Ist die Lehre Jesu über die Jahre richtig überliefert worden? Oder besteht das Christentum, wie wir es heute kennen, zum Teil aus angesammelten Missverständnissen?
JÜDISCH-CHRISTLICHE WURZELN
Vor einhundertfünfzig Jahren schrieb der dänische Philosoph Soren Kierkegaard: „Millionen von Menschen haben durch die Jahrhunderte hindurch Stück für Stück Gott aus dem Christentum hinausgeschwindelt.“ Dies ist eine schockierende Feststellung. Der französische Autor Jacques Ellul hat es vor nicht so langer Zeit anders ausgedrückt. Er schrieb: „Wir müssen zugeben, dass es eine unermessliche Distanz gibt zwischen all dem, was wir in der Bibel lesen und den Praktiken der Christen.“ Wenn diese Männer Recht hatten - wenn, wie Kierkegaard auch gesagt hat, das „Christentum des Neuen Testaments einfach nicht existiert“ - dann ist es vielleicht an der Zeit, zurückzugehen und den authentischen Glauben wiederzuentdecken.
Das ist es, worum es in dieser Serie geht. Es geht um die frühen Christen, ihre Führer, ihre Lebensweise und ihre Reisen. Und es geht auch darum, welchen Bezug wir mit diesem Aspekt der Geschichte unseres westlichen Erbes haben.
Es ist allgemein bekannt, dass die Wurzeln der westlichen Zivilisation in der griechischen und römischen Welt liegen. Das sehen wir in unserem Rechtssystem, in der Kommunikation, in Handel und Wissenschaft, in unseren Regierungsformen sowie auch in der Kunst und Literatur. Diese Grundlage wird jedoch überlagert von einem anderen mächtigen Einfluss, und dies ist das jüdisch-christliche Wertesystem der Bibel, dem sogenannten Buch der Bücher. Ihre Prinzipien haben durch die Zeitalter hindurch Menschen aller Gesellschaftsschichten Orientierung und Führung gegeben.
Als z.B. Alfred der Große seinen Gesetzeskodex für das englische Volk errichtete, hatte er diesem eine freie Übersetzung der Zehn Gebote und eine verkürzte Fassung einiger Kapitel aus dem 2. Buch Mose beigefügt - jener, die sich mit der praktischen Anwendung der Zehn Gebote befassen. Jahrhunderte später haben auf dem amerikanischen Kontinent die Gründungsväter der Vereinigten Staaten ihre Verfassung formuliert, geleitet von demselben jüdisch-christlichen Erbe. Man kann also sagen, dass ein Teil unserer westlichen kulturellen Grundlagen auf ein kleines Land, gelegen an den Wegkreuzungen der Alten Welt, zurückgeführt werden kann.
In den späten 20er Jahren des ersten Jahrhunderts tat Jesus seinen Auftrag den Leuten in seiner Heimatstadt Nazareth kund. Er nahm in der kleinen Synagoge eine Schriftrolle des Propheten Jesaja und las: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Den Armen soll ich frohe Botschaft bringen: dazu hat er mich ausgesandt; den Gefangnen soll ich Freiheit künden und den Blinden, daß sie sehend werden; den Bedrückten soll ich Erlösung schenken: Ein Gnadenjahr des Herrn soll ich ausrufen“ (Lukas 4, 18-19; Albrecht-Übersetzung).
Der Schreiber des Lukasevangeliums berichtet, dass die Leute der Stadt zuerst von den Worten beeindruckt waren. „Ist das nicht Josefs Sohn?“ fragten sie. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie von seinen Lehren verärgert wurden, speziell als er erklärte, dass „kein Prophet in seiner Heimatstadt anerkannt würde“. Er erinnerte seine Zuhörer an die Ablehnung der Propheten Gottes, die mit unpopulären Botschaften kamen, durch das alte Israel. Sie forderten von der Gesellschaft eine radikale Verhaltensänderung und ein Leben nach den Gesetzen Gottes. Als Jesus in ähnlicher Weise mit ihnen redete, waren die Zuhörer wahrscheinlich nicht weniger erzürnt, als es ihre Vorfahren gewesen waren.
Das Resultat seiner Rede in Nazareth war, dass man ihn zur Stadt hinaustrieb, bis zu einem Abhang des Berges, um ihn hinabzustürzen und zu töten. Ist das nicht dasselbe, was man auch heute am liebsten mit einem Botschafter tun würde, dessen Botschaft einem nicht gefällt? Aber in diesem Fall gelang es nicht, Jesus überlebte. Lukas' Bericht erwähnt nur, dass Jesus „mitten durch sie hindurchschritt und davonging“.
Dieser Vorfall am Beginn seines Wirkens reflektiert die Spannung, die er oft hervorrief. Einerseits eine wohlwollende Rede und andererseits kompromisslose moralische Logik, die seine Zuhörer in die Ecke trieb.
Dieser Vorfall am Beginn seines Wirkens reflektiert die Spannung, die er oft hervorrief. Einerseits eine wohlwollende Rede und andererseits kompromisslose moralische Logik, die seine Zuhörer in die Ecke trieb.
VOM VERSTÄNDNIS ZUM MISSVERSTÄNDNIS
Jesus Heimatstadt Nazareth war zu dieser Zeit ein kleiner Ort. Das Dorf war nicht sein Geburtsort, diese Ehre ist Bethlehem vorbehalten, das ungefähr 145 km südlich im damaligen Land Judäa lag. Von dort stammten die Eltern Jesu.
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit wird Bethlehem von Pilgern überflutet, in Anerkennung dessen, was sie als Zeit und Ort von Jesu Geburt sehen. Beschreibt die traditionelle Weihnachtsgeschichte jedoch wirklich das, was die Bibel sagt? Lassen Sie sich überraschen.
Vor zweitausend Jahren wurde das Mittelmeergebiet von den Römern dominiert. Kurz bevor Jesus geboren wurde, erließ Kaiser Augustus ein Dekret, das eine Volkszählung (Zensus) anordnete. Jesu Eltern, Josef und Maria, mussten in die Stadt ihrer Abstammung, Bethlehem, um sich dort registrieren und schätzen zu lassen. Das war zwischen 6 und 4 v.Chr. Wie können wir das wissen? Das Evangelium von Lukas gibt uns einen wichtigen Hinweis. Der Zensus, so sagt er, fand statt, während ein bestimmter römischer Beamter über die syrische Provinz gesetzt war, zu der auch Palästina gehörte.
Lukas schreibt: „Es war dies die erste Zählung, die zu der Zeit stattfand, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Da machten sich alle auf, um sich in die Listen eintragen zu lassen, ein jeder in seinem Ort“ (Lukas 2, 2-3; Menge-Übersetzung). Die Formulierung des Satzes deutet an, dass es mehr als eine Zählung (Schätzung) unter Qurinius gegeben hat. Obwohl einige Wissenschaftler argumentieren, dass es zwei Herrscher mit Namen Quirinius gegeben hat, könnte es auch sein, dass ein und derselbe Mann zweimal im Amt war, von 6-4 v. Chr. und noch einmal von 6-9 n. Chr. Da uns gesagt wird, dass dies Quirinius erste Zählung gewesen war, können wir die Geburt Jesu zwischen 6-4 v. Chr. datieren.
Aber woher stammt dann die Einteilung der Zeit „v. Chr.“ (vor Christus) und „n. Chr.“ (nach Christus) oder „A.D.“ (anno domini - im Jahr des Herrn)? Interessanterweise war es erst im Jahre 526, dass ein skytischer Mönch namens Dionysius Exiguus, der in Rom lebte, diese Methode der Zeitrechnung vorstellte (A.D.). Erst tausend Jahre später kam die Bezeichnung „v. Chr.“ zur Anwendung. Langsam machte sich das nun gängige Missverständnis breit, dass Jesus in dem Jahr „vor und nach Christus“ (also im Jahre 0) geboren wurde. Die wenigen historischen Anhaltspunkte des Neuen Testaments unterstützen diese Schlussfolgerung jedoch nicht.
Ein anderes Missverständnis betrifft nicht das Jahr, sondern den Tag der Geburt Jesu. Heute ist klar, dass es nicht der 25. Dezember gewesen sein konnte. Höchstwahrscheinlich wurde Jesus im frühen Herbst geboren. Diese Datierung können wir aus spezifischen Details aus dem Lukasevangelium ableiten.
Durch einfaches Rechnen können wir feststellen, das Johannes der Täufer zur Frühjahrszeit geboren worden war und Jesus folglich im Herbst.
Der Tempel in Jerusalem hatte ein ausgefeiltes Dienstsystem, nach dem die Priester nach bestimmten Zyklen ihren Dienst versahen. Der Vater Johannes des Täufers war einer dieser Priester, die in Jerusalem von Zeit zu Zeit ihren Dienst verrichteten. Er war dem Zyklus zugeteilt, der den Namen Abijah trug, nach dem Oberhaupt einer priesterlichen Familie zur Zeit König Davids. Die Zeiteinteilung für die Gruppe „Abijah“ war Juli-August. Das Lukasevangelium sagt uns, dass die Mutter Johannes des Täufers kurz nach einem solchen Dienst des Vaters in Jerusalem schwanger geworden war. Wir wissen auch aus Lukas, dass Johannes ungefähr sechs Monate älter war als Jesus. Durch einfaches Rechnen können wir feststellen, das Johannes der Täufer zur Frühjahrszeit geboren worden war und Jesus folglich im Herbst.
Es gibt eine Menge anderer Missverständnisse in der Geschichte der frühen Christenheit, die wir noch entdecken werden.
EINE BESCHEIDENE GEBURT
Josef und Maria, die Eltern Jesu, mussten es sehr schwer gehabt haben, um nach Bethlehem zu kommen. Die Reise dauerte ungefähr drei bis fünf Tage. Als Reiseroute wählten sie wahrscheinlich den üblichen Weg von Nazareth hinunter in das Jordantal nach Jericho. Von dort führte der Weg fast 1200 Höhenmeter hoch nach Jerusalem und Bethlehem.
Als das junge Paar auf dem Netzwerk von Handelsrouten und Regionalstraßen wanderte, haben sie sicherlich über alles gesprochen, was sie bisher erlebt hatten. Maria war schwanger, obwohl sie noch Jungfrau war. Wie konnte das sein? Lukas berichtet von einer durch einen Engel an Maria überbrachten Botschaft, die offenbarte, dass das Kind, das sie gebären sollte, der von dem jüdischen Volk lange erwartete Messias sein würde.
Josefs erster Gedanke war, die Verlobung unauffällig aufzulösen, um so die Schande und Verlegenheit zu ersparen, die sie sonst erfahren würde. Um weiter Informationen zu bekommen, müssen wir zu einem anderen der vier Evangelien wechseln, zu Matthäus. Er schreibt, dass Josef „... ein rechtschaffener Mann war und sie [Maria] nicht in üblen Ruf bringen wollte ...“ (Matthäus 1, 19; Menge-Übersetzung). Josef erkannte bald darauf durch einen inspirierten Traum, dass er die Verbindung aufrechterhalten sollte. Das Kind, soviel wusste er nun, war durch Gottes Eingreifen gezeugt worden.
Das alles war sehr schwer zu verstehen, aber Josefs starker Glaube an die göttliche Botschaft motivierte ihn, das Eheversprechen aufrecht zu halten. Schließlich hatten die hebräischen Schriften auch vorausgesagt, dass eine Jungfrau einen Sohn gebären sollte, der Emmanuel, das heißt „Gott mir uns“ heissen sollte. Josef und Maria waren durch die ungewöhnlichen Erfahrungen davon überzeugt worden, dass Gott hier am Wirken war.
Lassen Sie uns nun einige der Umstände und Mythen im Zusammenhang mit der Geburt Christi betrachten.
Als Josef und Maria in Bethlehem ankamen, dem Geburtsort des berühmtesten Königs Israels, David, erlebten sie, dass die römische Volkszählung viele Leute nach Hause zurückgeführt hatte. Das bedeutete, dass die verfügbaren Zimmer sehr knapp wurden, um die vielen Leute aufzunehmen, die zu ihren Geburtsorten in Jerusalem und Umgebung zurückkehrten. Als Josef und Maria ankamen, so berichtet Lukas, „[fanden] sie keinen Raum in der Herberge“.
Diese Umstände bescherten der Geburt Jesu eine bedeutsame Bescheidenheit. Der König der Könige, der Herr der Herren wurde in einem Stall geboren, der, wie zahllose Gelehrte und Kommentatoren sagen, eine Höhle in einem der Hügel um Bethlehem gewesen sein könnte.
Die Geburt von Marias erstgeborenem Sohn erlangte die Aufmerksamkeit von einigen demütigen Hirten, denen auch Engel erschienen waren - diesmal mit der Botschaft dieser außergewöhnlichen Geburt. In den Feldern nahe Beth-lehem bewachten die Hirten ihre Herden. Dies ist auch ein Hinweis, dass die Geburt Jesu nicht mitten im Winter war, weil dann Hirten und Herden nicht über Nacht draußen bleiben. Es schneit in Bethlehem im Winter.
Der Engel offenbarte den Hirten, dass der Christos, oder Messias, der langerwartete Retter der Menschheit, gekommen sei. Das Zeichen, nach dem die Hirten Ausschau halten sollten, war ein Kind, das in einer Futterkrippe, einem Futtertrog, liegen würde. Im Dorf oder in dessen Nähe fanden sie das Kind und seine Eltern, genau wie es vorhergesagt worden war. Die Verwunderung der Hirten über die Genauigkeit der Botschaft des Engels war so überwältigend, dass sie die ersten Menschen wurden, die die Geburt Jesu verkündeten.
Es war eine Welt, die auf einen Messias wartete. Tatsächlich war es damals allgemein üblich, messianische Erwartungen zu haben. Einige der Juden wollten Befreiung von ihren römischen Unterdrückern - ihr Messias sollte ein politischer Führer sein. Andere wiederum wollten Befreiung von Krankheit und allem menschlichen Leid.
Nicht nur in Israel wurde ein Retter erwartet.
DER LANGERWARTETE HEILIGE
Über vierzig Jahre vor der Geburt Jesu schrieb der römische Poet Virgil, dass „ein gottähnliches Kind geboren werden sollte...“. „Komme schnell, um deine Macht zu erhalten“, sagte er, „denn alle Welt erwartet dich. Oh, dass ich leben möge, um ein solch herrliches Objekt für meine Verse zu sehen.“
Die Vorhersage eines solchen Kindes war eine Tradition der Alten Welt. Sogar in China schrieb der Philosoph Konfuzius um 500 v. Chr., dass „der Heilige im Westen gesucht werden müsse“.
Historiker berichten, dass deshalb ca. 70 Jahre nach Christi Geburt der chinesische Kaiser Mimti, unter Einfluss dieser alten Erwartung, Boten nach Westen sandte, um nach diesem langerwarteten „Heiligen“ zu suchen.
Ein Herrscher in Indien hatte auch verstanden, dass die Geburt dieses außergewöhnlichen Kindes bevorstand. Um 1 n. Chr. sandte er Emissäre nach Palästina, um herauszufinden, ob das königliche Kind tatsächlich erschienen wäre.
Aber das Kind, geboren in einem Stall, schien nicht in die allgemeinen messianischen Erwartungen zu passen. Und doch hatten die mysteriösen Besucher, die im Bericht des Matthäus vorkommen, die Magier oder Weisen, eine andere Meinung.
Matthäus berichtet, dass einige Zeit nach der Geburt Jesu „Weise“ aus dem Osten kamen, die einem Stern gefolgt waren. Sie suchten nach „dem neugeborenen König der Juden“. In den Details dieses Berichtes sehen wir mehr von den Missverständnissen, die über die Ursprünge des Christentums entstanden sind.
Laut Tradition waren es drei Weise, sogar drei Könige. Die These von den ″drei Königen″ ist allerdings erst im Mittelalter populär geworden.
Beachten Sie bitte, dass das Neue Testament nichts darüber aussagt, wie viele Weise gekommen waren. Laut Tradition waren es drei Weise, sogar drei Könige. Die These von den „drei Königen“ ist allerdings erst im Mittelalter populär geworden. Die Berichte des Neuen Testaments zeigen nichts über Könige als Weise.
Die Tradition leitet uns weiter in die Irre, indem sie behauptet, die Magier hätten Jesus in seiner Krippe besucht. Sogar der Kirchenhistoriker des zweiten Jahrhunderts, Justin Martyr, wich in Bezug auf die Magier vom biblischen Bericht ab. Er schrieb: „Als das Kind in Bethlehem geboren wurde, bezog Josef, da er im Dorf keine Unterkunft finden konnte, Quartier in einer gewissen Höhle nahe dem Dorf; und während sie dort waren, gebar Maria den Christus und legte ihn in eine Krippe, und hier fanden ihn die Magier, die von Arabien gekommen waren.“
Vergleichen Sie jedoch den Bericht über die Weisen im Matthäusevangelium: „... der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, waren sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter ...“ (Matthäus 2, 9-11). Diese Besucher kamen, und sahen ein Kind in einem Haus, nicht ein Neugeborenes in einem Stall.
DER KÖNIG ENTKOMMT
Die Astrologen oder Philosophen, die Magier, waren sich vermutlich der messianischen Erwartungen der Zeit bewusst. Als ihre Beobachtungen des Nachthimmels einen ungewöhnlichen Stern zeigten, reisten sie westwärts und folgten seinen uncharakteristischen Bewegungen.
Ihre Reise führte sie zuerst nach Jerusalem, da derjenige, den sie suchten, der neugeborene König der Juden sein sollte. Auf Grund ihrer Nachfragen wurde auch die Obrigkeit aufmerksam und sie erlangten eine Audienz im Palast des altersschwachen und paranoiden Königs Herodes. Trotz seiner großartigen öffentlichen Leistungen und die Loyalität, die er daraus empfing, war Herodes offensichtlich sehr besorgt über die Bedrohung durch einen Rivalen als König. Er rief die religiösen Führer zusammen und fragte sie, wo der Messias geboren werden sollte. „Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben durch den Propheten“ (Matthäus 2, 5).
Der hinterlistige Herodes sandte die Magier fort, das Kind zu suchen und ihm dann Bericht zu erstatten, damit er ebenso seine Reverenz erweisen könne. Die Männer wurden jedoch durch einen Traum vor Herodes gewarnt und kehrten auf einem anderen Wege nach Hause zurück. Der Zorn des Herodes war grenzenlos, als er der heimlichen Abreise der Magier gewahr wurde. Indem er die Informationen nutzte, die sie ihm über das erste Erscheinen des Sterns gegeben hatten, ordnete er die brutale Ermordung aller Jungen im Alter von zwei Jahren und darunter an.
Josef und Maria erhielten eine weitere Botschaft. Diesmal wurde ihnen aufgetragen, dem Zorn Herodes zu entfliehen. Sie nahmen sofort ihren Sohn und flohen bei Nacht nach Ägypten. Über ihren Aufenthalt als Flüchtlinge in Ägypten ist nichts Weiteres bekannt - weder Ort noch exakte Dauer -, nur, dass sie nach dem Tode Herodes nach Narareth zurückkehrten.
Diese frühen Jahre des Lebens Jesu zeigen einige bemerkenswerte Missverständnisse über ihn. Im Teil 2 in der nächsten Ausgabe werden wir uns mit der Zeit seines Heranwachsens und der Vorbereitung auf seinen großen Auftrag befassen.
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(TEIL 2)