Auf der Suche nach der idealen Regierung
Ist perfekte Regierung möglich? Das vergangene Jahr hat Regierungen in aller Welt mit vielerlei politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. In einer Hinsicht ist das nichts Neues: Schon seit Jahrtausenden versuchen die Menschen, die beste Regierungsform zu finden. Generell herrscht Übereinstimmung darüber, dass sich drei Formen entwickelt haben. Unsere Begriffe dafür stammen aus dem Griechischen: Monarchie (Herrschaft eines Einzelnen), Oligarchie (Herrschaft Weniger) und Demokratie (Herrschaft des Volkes). Innerhalb dieser Kategorien gibt es absolute und konstitutionelle Monarchie, Diktatur, Aristokratie, Bürokratie sowie parlamentarische und präsidentielle Demokratie. Die Liste ist zwar nicht vollständig, enthält aber die meisten Staatsformen, die uns aus Geschichte und Gegenwart vertraut sind.
Heute wollen die allermeisten Menschen in einer liberalen Demokratie leben. In jüngster Zeit hat die Welt den Aufruhr in der arabischen Welt erlebt; in Nordafrika und dem Nahen/Mittleren Osten griffen die Reaktionen gegen die bestehenden Regierungen weiter um sich, begleitet von viel Gewalt und Blutvergießen. Sie begannen mit Revolutionen in Tunesien und Ägypten. Dann kam der Bürgerkrieg in Libyen. Es gab Aufstände in Bahrain, Syrien und dem Jemen sowie heftige Unruhen in Algerien, dem Irak, Jordanien, Marokko und Oman. Weniger heftige Bürgerproteste gab es in Kuwait, dem Libanon, Mauretanien, Saudi-Arabien, dem Sudan und Westsahara. In allen Fällen wollte die Volksmenge die Monarchie oder Oligarchie stürzen und eine moderne Demokratie errichten.
„Im Lauf der letzten 30 Jahre wurde die Welt umgestaltet. 1974 waren nahezu drei Viertel aller Länder Diktaturen; heute sind über die Hälfte Demokratien.“
Für das gleiche Ziel wird in Burma seit vielen Jahren gekämpft. Dort hat die Militärjunta die leidgeprüfte Gewinnerin der demokratischen Wahl von 1990, Aung San Suu Kyi, an der Regierungsübernahme gehindert. Sogar in China versuchten Studenten und Intellektuelle mit dem gescheiterten Aufstand von 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing, die kommunistische Regierung zu demokratischen Reformen und größerer wirtschaftlicher Freiheit zu bewegen. Winston Churchill war ein scharfsichtiger Beobachter des menschlichen Strebens nach der besten Regierungsform. Er glaubte an das demokratische System, auch wenn ihm die Resultate nicht immer gefielen. Er wusste, dass es unvollkommen war, ebenso wie die anderen Systeme. Einige Jahre, nachdem ihm das britische Volk die Wiederwahl nach dem Krieg verweigert hatte, sagte er: „In dieser Welt der Sünde und des Elends wurden und werden viele Regierungsformen ausprobiert. Niemand behauptet, die Demokratie sei vollkommen oder der Weisheit letzter Schluss. Tatsächlich ist gesagt worden, die Demokratie sei die schlechteste Regierungsform – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit probiert wurden.“
DER WEG ZUR FREIHEIT
In dem Drängen, eine menschliche Regierungsform durch eine andere abzulösen, wird oft vergessen, dass sich noch keine als vollständige Lösung bewährt hat. In allen Ländern führt Nationalismus zu eigennütziger Wirtschafts- und Außenpolitik – d.h. zur Offenbarung von Habgier und Beschränktheit. Diese Meinung vertritt der kenntnisreiche Historiker Hugh Brogan in dem einschlägigen Artikel der Encyclopedia Britannica. Er erkennt an, dass alle bisher entwickelten Herrschaftsformen unvollkommen sind, und fügt hinzu: „Wenn die Menschen als politische Wesen weiter vorankommen wollen, dürfen sie nicht ruhen, neue Formen der Regierung zu suchen, um den immer neuen Bedürfnissen ihrer Zeit gerecht zu werden.“
Mit anderen Worten: Auf sich allein gestellt wird die Menschheit weiterhin nur Unvollkommenes erreichen.
Die Bibel bietet zu diesem Thema Regierung nicht nur eine faszinierende Studie, sondern den Weg zu wahrer Freiheit.
Der Apostel Johannes erklärt in seinem Evangelium, dass die beiden Geistwesen, die wir als Vater und Sohn kennen, in einer ewigen, harmonischen Beziehung vollkommenen Zusammenwirkens existieren (Johannes 1, 1-3, 14; 5, 19). Dies ist die gottgemäße Art des Regierens. Nur wenn sie sich einig sind, können zwei miteinander wandern (Amos 3, 3). Außerdem zeigt uns Paulus, dass der Vater die oberste Autorität hat und der Sohn sich seinem Willen fügt (1. Korinther 15, 24-28). Sie wirken zusammen, und ihr Tun beruht auf den Gesetzen und Prinzipien göttlicher Liebe.
Als Davids Sohn Salomo König wurde, bat er Gott um Weisheit und Erkenntnis für seine Herrschaft. Er bat nicht um die Vorteile, die menschliche Machthaber normalerweise wünschen würden. Wir lesen im 2. Buch der Chronik: „Da sprach Gott zu Salomo: Weil du dies im Sinn hast und nicht gebeten um Reichtum noch um Gut noch um Ehre noch um deiner Feinde Tod noch um langes Leben, sondern hast um Weisheit und Erkenntnis gebeten, mein Volk zu richten, über das ich dich zum König gemacht habe, so sei dir Weisheit und Erkenntnis gegeben. Dazu will ich dir Reichtum, Gut und Ehre geben, wie sie die Könige vor dir nicht gehabt haben und auch die nach dir nicht haben werden“ (2. Chronik 1, 11-12).
Gottes Art der Regierung ist von Grund auf anders. Ihre Prinzipien sind nicht von dieser Welt. Sie beruhen nicht auf dem Willen fehlbarer Menschen, sondern auf göttlicher Weisheit und Erkenntnis. Ihre Prinzipien sind geistlich in Ursprung und Wesen.
VOLLKOMMENE HERRSCHAFT
Als die Jünger Jesu diskutierten, wer unter ihnen der Größte sei, korrigierte er ihre Auffassung von Herrschaft. Dies geschah bei zwei Gelegenheiten. Lukas berichtet, dass Jesus beim ersten Mal ein Kind in ihre Mitte stellte und sie an seinem Beispiel über Demut belehrte. Diese Szene ist in Lukas 9, 46-48 zu finden. Das zweite Mal war während des letzten Passamahles Jesu. Wieder diskutierten die Jünger, wer als der Größte gelten sollte, und Jesus sagte zu ihnen: „Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so!“ (Lukas 22, 25-26). Sie sollten nicht so sein wie die heidnische Welt um sie herum mit ihren Vorstellungen von menschlicher Autorität, Größe und Ehrentiteln (römische Herrscher trugen den Titel „Wohltäter“). Dann erklärte Jesus ihnen, dass demütiges Dienen ein entscheidendes Merkmal der Bekehrung ist. Der Tag werde kommen, an dem sie Autorität von Gott haben würden – doch als Geistwesen im Reich Gottes (Vers 29-30). Menschliche „Größe“ und Macht über andere sind nicht Gottes Weg. Sein Geist führt uns einen ganz anderen Weg. Die Vorhersage der Geburt Jesu durch den Propheten Jesaja ist bekannt: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“ (Jesaja 9, 5).
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. . . . Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; . . . auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende“
Diesen Text verwendete Händel in seinem berühmten Oratorium Der Messias. Nicht verwendet wurde der Rest der Passage: „auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth“ (Vers 6).
Dies betrifft eine Zeit, in der Christus auf der Erde herrscht, und die noch in der Zukunft liegt. Im 1. Jahrhundert hatte die Aufgabe Jesu natürlich nie mit Regierung in diesem Sinne zu tun. Was hier beschrieben wird, ist eine künftige Zeit, in der unter seiner Obhut weltweit Friede und Gerechtigkeit herrschen werden – „Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen“ (Jesaja 51, 4).
Gottes Regierung wird wachsen – nicht durch Versuche, sie zu verbessern, sondern weil sie von vornherein richtig ist. Recht und Gerechtigkeit werden sie kennzeichnen. Menschliche Systeme werden ein Ende finden, und Gott wird über alle Völker herrschen.
Über diese Zeit schrieb der Prophet Daniel: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (Daniel 7, 13-14).
Das Ergebnis wird ewiger Friede sein, Ruhe, Vertrauen und Sicherheit. Jesaja beschreibt es so: „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein, dass mein Volk in friedlichen Auen wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe“ (Jesaja 32, 17-18). „Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Habakuk 2, 14).
Es werden richtige Erkenntnis und richtiges Recht herrschen. Wieder von Jesaja: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem“ (Jesaja 2, 2-3).
Die Schwäche menschlicher Systeme ist ein globales Grundproblem, das durch das Wirken der menschlichen Natur noch verschärft wird. Die Lösung ist gerechte Herrschaft und eine grundlegende Wesensänderung des Menschen (s. Hesekiel 36, 26-27; Jeremia 31, 33; Epheser 4, 22-24). Dies wird die Basis der neuen Welt sein, in der Christus unter Gott dem Vater herrschen wird.