Trauer
Contents
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1. Übersicht2. Hebräische Terminologie3. Biblische Beispiele für Trauer4. Unterstützung durch das soziale Umfeld5. Trost und Hoffnung für Trauernde
Übersicht
Trauer ist eine natürliche und unvermeidbare menschliche Emotion, ausgelöst durch den Verlust eines geliebten Menschen, eine chronische Krankheit oder andere traumatische Erlebnisse. Die Bibel stellt Trauer durchgehend nicht als Fehler oder etwas zu Vermeidendes dar, sondern als eine angemessene Reaktion auf Leid im Leben. Sie bietet Beispiele für den Ausdruck von Trauer bei einzelnen Personen und bei Gruppen und über viele wichtige biblische Persönlichkeiten wird von verschiedenen Formen und Intensitäten der Trauer berichtet. Natürlich ist nicht jedes Ereignis in ihrem Leben überliefert, aber man kann sicher sagen, dass Trauer in biblischen Zeiten eine universelle Erfahrung war.
Wie jeder, der einen Verlust erleidet, brauchten diese Menschen Zeit, um ihre Trauer zu bewältigen. Mit der Zeit kehrten sie zu einem neuen Zustand der Normalität zurück, doch Spuren dieses Erlebens blieben ihnen. Die Liebe zu einem Verstorbenen vergisst man nicht – und sollte man nicht vergessen.
Die Bibel stellt Trauer als wesentlichen Bestandteil menschlichen Erlebens dar, der alle betrifft. Sie gibt nur wenige direkte Anweisungen über den Umgang mit diesem tiefen Gefühl. Stattdessen veranschaulicht sie Trauer primär durch erzählte Beispiele und poetische Formulierungen, die zu verstehen geben, dass Trauer ein vorübergehender, aber notwendiger Prozess ist, der zwar tief schmerzt, aber zu Wiederherstellung, Wachstum durch Trauma und neuer Kraft führen kann.
Überall in der Heiligen Schrift finden sich Berichte von Trauer über Verluste – durch Tod, Trennung, nationale Tragödien, Entfremdung (von Gott oder Mitmenschen) – und über die Folgen von Sünde. Die biblischen Texte erkennen an, dass Trauer eine Person, aber auch ganze Gemeinschaften betreffen kann; dabei unterstreichen sie die Bedeutung von Unterstützung durch das soziale Umfeld in Zeiten des Kummers.
Römer 12, 15
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.
Hebräische Terminologie
Die hebräische Heilige Schrift verwendet eine Vielfalt von Wörtern, um unterschiedliche Aspekte von Trauer zum Ausdruck zu bringen, und jedes betont spezifische Dimensionen des Trauerns. Einige von ihnen stammen aus den drei hebräischen Wurzeln y-g-h, kh-l-h und s-p-d.
Laut dem Theological Wordbook of the Old Testament ist die Hauptbedeutung der Wurzel y-g-h „psychische Belastung infolge von Leid“. Sie betont die psychischen Aspekte der Trauer mit der Hauptkomponente „seelischer Schmerz“.
Eine andere Wurzel, kh-l-h, hat die Grundbedeutung „krank oder schwach werden“. Wenn sie im Kontext von Trauer verwendet wird, beschreibt sie ein Krankwerden vor seelischem Schmerz und zieht eine Parallele zwischen emotionalem Leid und körperlicher Krankheit. In Jesaja 53, 3, wo Jesus Christus prophetisch als der leidende Gottesknecht beschrieben wird, kommt diese Wurzel in dem Ausdruck vor, er sei „voller Schmerzen und Krankheit“. Doch viele andere Übersetzungen gehen davon aus, dass dies sich wahrscheinlich auf Trauer anstelle von körperlichem Leiden bezieht. Bemerkenswerterweise ist die Verbindung zwischen körperlichem und seelischem Schmerz real. Die Forschung hat festgestellt, dass beides ähnliche neurale Signaturen hat: Emotionaler Stress kann zu körperlichem Schmerz führen und umgekehrt.
Eine dritte hebräische Wurzel, s-p-d, wird spezifisch und fast ausschließlich für Trauer und Kummer im Zusammenhang mit dem Tod eines geliebten Menschen verwendet. Sie steht sowohl für das innerlich empfundene Leid als auch für die formalen Riten, mit denen die Trauer von Hinterbliebenen zum Ausdruck gebracht wurde.
Biblische Beispiele für Trauer
Traurigsein ist nicht unvereinbar mit Gottes Wesen oder vollkommener Rechtschaffenheit. Tatsächlich präsentiert die Bibel mehrere Fälle, in denen Gott, der Vater, und Jesus Christus Trauer empfanden.
Das Buch 1. Mose beschreibt Gottes Trauer über die Schlechtigkeit der Menschen vor der Sintflut und zeigt göttlichen Kummer über das moralische Versagen der Menschen.
1. Mose 6, 5–6
Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, 6da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen.Außerdem zeigt Gott Trauer über Israels Abwendung von ihm, verbunden mit Enttäuschung darüber, dass er immer wieder auf sein Volk zugeht und keine Antwort bekommt:
Jesaja 65, 1–2
„Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich! 2Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist.“Das Neue Testament zeigt, dass Jesus bei vielfachen Anlässen tief betrübt war. Als er zum Beispiel über Jerusalems Abkehr von ihm klagte, drückte er tiefen Kummer über den spirituellen Zustand der Stadt aus:
Matthäus 23, 37
Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!Die Bibel beschreibt mit einfachen Worten, wie Jesus auf den Tod seines Freunds Lazarus reagierte – und jeder Mensch, der einen lieben Freund oder Angehörigen verloren hat, kann dies nachempfinden:
Johannes 11, 35
Jesus gingen die Augen über.Und als Jesus wusste, dass nun sein Tod bevorstand, teilte er einigen Jüngern offen seine Angst mit und bat sie ausdrücklich, mit ihm zu wachen.
Matthäus 26, 37–38
Er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. 38Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir!Die Bibel erkennt an, dass nicht nur ein Verlust Trauer auslöst. Auch unerfüllte Sehnsucht kann tiefen Kummer bewirken – neben anderen komplexen Emotionen, die Trauernden gemeinsam sind. So klagte Hanna, bevor sie den Propheten Samuel empfing, so heftig über ihre Kinderlosigkeit, dass der Priester Eli glaubte, sie sei betrunken.
1. Samuel 1, 14–16
[Eli] sprach zu ihr: Wie lange willst du betrunken sein? Gib den Wein von dir, den du getrunken hast! 15Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr! Ich bin eine betrübte Frau; Wein und starkes Getränk hab ich nicht getrunken, sondern mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet. 16Du wollest deine Magd nicht für eine zuchtlose Frau halten, denn ich habe aus meinem großen Kummer und Herzeleid so lange geredet.David erlebte im Lauf seines Lebens vielfältige Formen der Trauer und drückte seinen Kummer in zahllosen Psalmen aus. Er betrauerte den Tod von Abner, Saul und Jonathan, den Tod seines neugeborenen Sohnes mit Batseba und sein eigenes moralisches Versagen, insbesondere seine Affäre mit Batseba (Psalm 51). Außerdem bekannte er seine Trauer über die Treulosigkeit eines engen Freundes:
Psalm 55, 13–15
Wenn mein Feind mich schmähte, wollte ich es ertragen; wenn einer, der mich hasst, großtut wider mich, wollte ich mich vor ihm verbergen. 14Aber nun bist du es, mein Gefährte, mein Freund und mein Vertrauter, 15die wir freundlich miteinander waren, die wir in Gottes Haus gingen inmitten der Menge!Wie gezeigt wurde, billigt die Bibel das Ausdrücken von Trauer in vielen Formen, auch im Gebet zu Gott. Psalm 88 ist eine der dunkelsten Darstellungen von Trauer in der Heiligen Schrift; er bietet kaum eine Lösung, aber er zeigt, dass ungehemmtes Ausdrücken von Schmerz für Gott annehmbar ist. Wie dieser Psalm erkennen lässt, besagt das biblische Narrativ nicht, dass auf Trauer positive Gedanken folgen müssen oder dass es schnell eine Lösung geben wird. Tatsächlich ist das gesamte Buch Klagelieder eine ausgedehnte Reaktion von Trauer über die Zerstörung Jerusalems und zeigt, dass langes Klagen über bedeutende Verluste biblisch legitim ist.
Die Vorstellung, dass Trauer in Phasen abläuft, wird in der Bibel nicht angesprochen (und tatsächlich sagen heutige Trauerbegleiter nicht mehr, dass sich Trauer in dieser Form manifestiert), aber es gibt Passagen, in denen die Komplexität menschlicher Reaktionen auf Verlust anerkannt wird. So wird Hiobs Gemütszustand während seiner Prüfung mit mehreren hebräischen Wörtern beschrieben, die nicht nur mit Trauer assoziiert sind, sondern auch mit Zorn und anderen Emotionen.
Hiob 6, 2
Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte!Hiob 17, 7
Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.Unterstützung durch das soziale Umfeld
Alle oben angeführten Beispiele – auch die über Gott und Christus – zeigen, dass Trauer weder Sünde noch ein Zeichen geistlicher Schwäche ist. Man sollte nicht versuchen, eine schnelle Lösung zu erzwingen, oder vermeiden, sie wahrzunehmen. Das biblische Narrativ gibt ausdrücklich die Erlaubnis, Trauer zu empfinden. Sie hat ihren Platz und ihre Zeit in unserem Leben.
Prediger 3, 4
Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit.Die Bibel betont auch, wie wichtig Unterstützung durch das soziale Umfeld in diesen unvermeidbaren Zeiten der Trauer ist. Neben direkten Anweisungen, einander in der Trauer beizustehen, gibt sie vielfältige Beispiele für diese Art tätiger Hilfe.
Johannes 11, 17–19
Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen. 18Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt. 19Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders.Als Maria später zu Jesus ging, wurde sie von anderen Menschen begleitet. Jesus war bewegt, nicht nur durch die Trauer der Frauen selbst, sondern auch durch die Trauer derer, die sie trösteten und unterstützten.
Johannes 11, 32–33
Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 33Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt.Wie bereits angemerkt bat Jesus seine Jünger, in seiner Not vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung bei ihm zu bleiben. Aber es gibt viele weitere Beispiele für das Prinzip, Leid miteinander zu teilen, und die Notwendigkeit von Begleitung in der Trauer. Ein solcher Bericht handelt von den Freunden Hiobs, die zunächst sieben Tage lang schweigend bei ihm saßen.
Hiob 2, 11–13
Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort. […] Denn sie waren eins geworden hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten. 12Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt 13und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.Am Anfang leisteten Hiobs Freunde dem Trauernden in angemessener Weise Beistand, indem sie in schweigender Solidarität bei ihm saßen. Doch als sie zu sprechen begannen, waren ihre Kommentare zunehmend verletzend für Hiob. Einer nach dem anderen gab jeder dieser Freunde ungebeten seine Meinung darüber zum Besten, warum Hiob litt. Dabei missverstanden sie die Situation vollkommen und gingen von etlichen Fehlannahmen über Hiobs Unschuld sowie das Wesen und die Absichten Gottes aus. Sie nahmen fälschlicherweise an, Hiob müsse im Verborgenen eine schreckliche Sünde begangen haben, für die Gott ihn strafe. Was sie nicht wussten, war, dass Satan (der in der Bibel auch „der Ankläger“ genannt wird) sich unterfangen hatte, Hiobs Treue zu Gott auf die Probe zu stellen, genau weil er so ein rechtschaffener Mensch war (Hiob 1, 6–12; 2, 1–7). Doch selbst als Satan ihm alles genommen hatte, wandte sich Hiob nicht gegen Gott.
Hiob 1, 20–22
Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief 21und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt! – 22In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott.Hiobs Freunde hatten nicht nur unrecht mit ihren Annahmen über sein und Gottes Verhalten, sondern sie versagten auch kläglich in ihrem Beistand für einen trauernden Freund. Wenn jemand Trauer durchlebt, ist es nicht die richtige Zeit, ungebeten Meinungen darüber abzugeben, was er anders hätte machen können oder wie er mit seiner Trauer umgehen soll. Hiobs Reaktion auf ihre Vorträge macht dies klar:
Hiob 16, 2–3
Ich habe das schon oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster! 3Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was reizt dich, so zu reden?Später in demselben Buch rügt Gott selbst Hiobs Freunde wegen ihres Verhaltens:
Hiob 42, 7
Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.Trost und Hoffnung für Trauernde
Zwar ist es von entscheidender Bedeutung, von Angehörigen, Freunden und dem sozialen Umfeld die Ermutigung zu bekommen, die wir brauchen, aber die Bibel hat auch viel darüber zu sagen, wie wichtig es ist, sich in Zeiten der Trauer Unterstützung von Gott zu holen. Die Heilige Schrift zeigt, dass Gott Trauernden aktiv Trost spendet.
So versichert Psalm 34, 19: „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ Und in Psalm 56, 9 heißt es in einer poetischen Metapher, dass Gott die Tränen der Trauernden in einem Krug sammelt und zählt – ein Bild dafür, dass er auf menschliches Leid achtet und sich seiner erinnert.
Wenn wir durch schweres Leid niedergedrückt werden, dürfen wir unsere Trauer vor Gott bringen:
Psalm 55, 23
Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen.Die Bibel bietet Menschen, die Trauer durchleben, immer wieder Hoffnung. Matthäus 5, 4 verheißt: „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden“; und 1. Thessalonicher 4, 13–18 beantwortet die Trauer nach dem Tod eines Menschen mit Hoffnung aufgrund von Gottes Plan für Auferstehung und ewiges Leben. Das Buch Offenbarung bietet die letzte Sicherheit, dass Gott einmal allem Schmerz und Leid und aller Trauer ein Ende bereiten wird.
Offenbarung 21, 3–4
Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.Wenn wir uns schließlich von der Trauer zu erholen beginnen, ermutigt uns die Bibel, Gottes Rolle bei dieser Erholung anzuerkennen. Viele Psalmen bringen Dankbarkeit für Gottes Trost und Hilfe zum Ausdruck, zusammen mit der Erkenntnis, dass Trauer im größeren Kontext der Treue Gottes, die für immer bleibt, von relativ kurzer Dauer ist.
Psalm 30, 2–6
Ich preise dich, HERR; denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen. 3HERR, mein Gott, als ich schrie zu dir, da machtest du mich gesund. 4HERR, du hast mich von den Toten heraufgeholt; du hast mich am Leben erhalten, aber sie mussten in die Grube fahren. 5Lobsinget dem HERRN, ihr seine Heiligen, und preiset seinen heiligen Namen! 6Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude.Die Bibel verspricht nicht, dass wir in unserem Leben keinen Trauerfall, keine Kummer und keine anderen traumatischen Dinge durchmachen werden, aber sie bietet die Gewissheit (wieder in Form metaphorischer Sprache), dass wir nicht allein sind, wenn wir das durchmachen:
Jesaja 43, 2
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.Eine Möglichkeit, aus unserer Trauer Sinn zu schöpfen, ist die Erkenntnis, dass das innere Wachstum, das diese Erfahrung in uns bewirkt hat, anderen helfen kann. Statt Ratschläge zu erteilen, wie man trauert, können wir sie unterstützen, indem wir die Komplexität von Trauer anerkennen und so viel Geduld und Verständnis zeigen, wie sie brauchen, damit ihre Trauer sich auf ihre einzigartige Weise entfalten kann. Da wir unser eigenes Bedürfnis nach liebevoller Unterstützung erlebt und die ruhige Stärke durch Gottes Gegenwart und Zusicherungen empfangen haben, haben wir bessere Voraussetzungen dafür entwickelt, anderen unsere ruhige Stärke, Gegenwart und Unterstützung zu bieten.
2. Korinther 1, 3–4
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.Die letztgültige Botschaft
Die biblische Sicht lässt erkennen, dass Trauer eine natürliche Folge des Lebens in einer unvollkommenen Welt ist. Wir sind nicht immun dagegen, auch wenn wir Glauben haben – und starker Glaube schließt intensive Trauer nicht aus. Wir verstehen vielmehr, dass Trauer eine natürliche Folge der Gebrochenheit und Schadhaftigkeit ist, die die gegenwärtige physische Welt durchdringen. Das anzuerkennen, bedeutet nicht, dass es an Hoffnung auf letztliche Wiederherstellung fehlt.
Beispiele dafür, dass treue Gottgläubige tiefen Schmerz erlebten, und die Beschreibungen göttlicher Trauer lassen erkennen, dass Trauer und Glaube keine gegensätzlichen Zustände sind. Trauer ist kein Zeichen für geistliche Schwäche oder mangelndes Gottvertrauen.
Die Bibel betont den Beistand des sozialen Umfelds, zum Beispiel Mitgefühl zu zeigen und Menschen in der Not zu besuchen. Dies stellt hohe Erwartungen daran, wie die Menschen in der Umgebung von Trauernden reagieren sollten. Das Prinzip „Trauern mit den Trauernden“ etabliert ein Muster für die Art Trauerbegleitung, die uns abverlangt, mit physischer Präsenz, Geduld und praktischer Hilfe echtes Mitgefühl zu zeigen.
Unglücklicherweise kann es schwierig sein, mit den Trauernden zu trauern, wenn man nicht weiß, dass jemand einen Verlust erlitten hat oder annimmt, dass sein Verlust relativ geringfügig ist. Dies wird oft als entrechtete Trauer bezeichnet, und sie wird erlebt, wenn die Gesellschaft bestimmte Arten von Verlust nicht erkennt oder anerkennt. Die biblische Sicht von Trauer erkennt viele Formen von Verlust und Leid an. Sie erkennt an, dass Menschen gute Gründe haben können, zu trauern, selbst wenn ihr Verlust von anderen übersehen oder von der Gesellschaft abgetan wird, etwa die Sehnsucht nach einem Kind, Trauer über eine persönliche Unzulänglichkeit oder physische Trennung von der Heimat oder einem geliebten Menschen.
Man muss auch anerkennen, dass die Systeme der emotionalen Unterstützung, die die Vernetzung mit dem sozialen Umfeld und der Familie bieten kann, in der modernen Gesellschaft Grenzen haben. Ohne diese Netze oder unter anderen schwierigen Umständen kann es Zeiten geben, in denen Trauer kompliziert wird oder zu klinischer Depression führt. Wie bei jeder anderen Störung der körperlichen oder psychischen Gesundheit befürwortet die biblische Sicht, professionelle Hilfe zu suchen, wenn man sie braucht.
Moderne Trauerbegleiter arbeiten auf der Grundlage vieler Prinzipien, die mit der biblischen Sicht von Trauer übereinstimmen. Sie erkennen an, dass Trauerbewältigung Zeit, Unterstützung durch das soziale Umfeld und Hoffnung auf die Zukunft braucht; all dies steht in Einklang mit der Weisheit der Bibel. Moderne Auffassungen von gesunder Trauerbewältigung erkennen oft auch die Dimensionen geistlichen Beistands und Sinnfindung an – und zu dem übergeordneten Sinn des Lebens hat das biblische Narrativ viel zu sagen.
Die biblische Sicht von der Bestimmung der Menschheit stellt unserer gegenwärtigen, manchmal düsteren Realität eine Zukunftshoffnung entgegen. Sie erkennt an, dass Trauer unvermeidbar ist, tröstet uns aber mit der Versicherung, dass sie auch vorübergeht. Das soll nicht den Prozess des Trauerns vorantreiben, sondern die Gewissheit geben, dass das Leid von heute nicht ewig dauern wird.
Menschen betrauern unterschiedliche Verluste auf unterschiedliche Weise, und die hier beleuchteten biblischen Beispiele zeigen dies, ohne nahezulegen, es sei irgendwie falsch. Nirgends sagt die Bibel, man sollte mit Trauer in Form einheitlicher Reaktionen oder innerhalb einer bestimmten Zeitspanne umgehen.
Die Bibel zeigt Trauer als einen legitimen und eindeutig schwierigen – aber glücklicherweise vorübergehenden – Teil des Menschseins. Sie enthält eine Fülle von Schriftstellen, die Trauernden Trost bieten, und Führung für Menschen, die nach Wegen suchen, um Trauernde besser zu unterstützen.
Die letztgültige Botschaft ist, dass wir den sehr realen Schmerz der Trauer anerkennen und uns gleichzeitig das Vertrauen in die Gewissheit künftiger Heilung und vollkommener Wiederherstellung bewahren können.