Gesegnete Weihnachten
„Alle Jahre wieder ...“ - ist doch schön, oder? Ein Familienfest erster Ordnung, natürlich. Dagegen ist nichts einzuwenden. Gemeinsames Feiern verbindet Menschen und Völker, auch akzeptiert. Es ist der Zusammenhang, der mit diesem Fest hergestellt wird, der es fraglich macht. Richten wir also einen christlichen Blick auf eine nichtchristliche Praxis.
Die meisten Menschen verbinden mit Weihnachten ein biblisches Fest - in manchen Familien wird am Weihnachtsabend immer noch die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorgelesen. Die Geburt Christi soll gefeiert werden - ein großes Ereignis wahrlich. Sicher findet man Hinweise in der heiligen Schrift, wie das Fest damals gefeiert wurde. Aber auch die eifrigste Suche wird zu keinem Ergebnis führen - das Fest gibt es nämlich in der Bibel nicht.
Die christliche Urkirche kannte dieses Fest nicht. In ihren ersten Jahrhunderten feierte die christliche Kirche kein Weihnachten. Erst mehr als 300 Jahre nach der Geburt Christi begann man, das Fest mit dem römischen Christentum in Verbindung zu bringen.
Es ist geschichtlich nicht exakt überliefert, wann die ersten bekennenden Christen das Fest begingen, doch als diese Bräuche schließlich übernommen wurden, gewann das Christentum mit Sicherheit schnell Anhänger. Einigen historischen Berichten zufolge wurde Weihnachten im Jahr 336 n. Chr. in der Hauptstadt des Römischen Reiches gefeiert. Innerhalb von 20 Jahren wurde die Feier der Geburt am 25. Dezember offizielle Praxis der Kirche in Rom und hatte damit ihren Platz in der kirchlichen Liturgie eingenommen.
Doch warum gerade dieses Datum? Schließlich steht nirgends in der Schrift, Jesus sei im Winter geboren worden. Im Gegenteil – die Hirten, die den Engel seine Geburt verkünden sahen, wären im Dezember nicht draußen auf ihren Feldern gewesen; die Winter waren zu kalt und regnerisch. Ein weiteres Argument gegen ein Datum im Dezember nennt die Catholic Encyclopedia in ihrem Artikel über Weihnachten: Die Volkszählung, zu der die Eltern Jesu nach Bethlehem gehen mussten, „wäre im Winter unmöglich gewesen: dann hätte man nicht ein ganzes Volk in Bewegung setzen können“. Der Autor räumt ein, dass die Berichte im Evangelium seiner Meinung nach „keine Hilfe geben“, um das tatsächliche Geburtsdatum Christi zu ermitteln.
In dem Artikel heißt es weiter: „Dagegen hat das bekannte Sonnenfest natalis invicti solis [ Geburtstag der Unbesiegbaren Sonne], das am 25. Dezember gefeiert wurde, einen starken Anspruch darauf, der Grund für unser Datum im Dezember zu sein.“ Mit diesem Fest wurde die Geburt des mysteriösen persischen Gottes Mithra, der Sonne der Gerechtigkeit, begangen, dem auch die Römer huldigten. Das Fest galt der Wintersonnenwende, wenn die Tage wieder länger werden und die Sonne beginnt, höher am Himmel aufzusteigen und so an Kraft zu gewinnen. Der Kult des Sonnengottes Mithra war von römischen Soldaten in das Reich gebracht worden, und er war im vierten Jahrhundert der wichtigste Konkurrent des römischen Christentums. Erwähnenswert ist auch, dass sich im römischen Kaiserkult der Kaiser als Gott mit dem Titel Sol Invictus verehren ließ.
Es herrschte große Spannung zwischen den Anhängern der neuen religiösen Bewegung und denen, die lieber die traditionellen Götter Roms anbeteten. Der römische Kaiser Konstantin sah dies als Gefahr für die Stabilität des Reiches. Einige Historiker spekulieren, dass er es war, der die römischen Winterfeste in das Christentum einband. Politisch gesehen war die Übernahme der Feste dazu angetan, ihm zu helfen, seine Macht auszudehnen und das Reich zu einen. Andere Historiker glauben, Konstantin sei aufrichtig bestrebt gewesen, das Christentum zu verbreiten; in diesem Fall war es nur logisch, das Datum zu feiern, das er für den Geburtstag Christi hielt.
Im antiken Rom waren politische und religiöse Motive allerdings oft eng miteinander verflochten. Politischer Erfolg galt als abhängig von Frömmigkeit. Ein Großteil der römischen Bevölkerung bestand noch aus praktizierenden Heiden und anderen, die den neuen Glauben noch nicht angenommen hatten. Diese Nichtchristen gaben ihre Feste nicht einfach auf, und so war es vielleicht günstiger, diese Feiertage in die Praktiken der Kirche zu integrieren. Sie waren einverstanden, als Christen zu gelten, solange sie ihre Bräuche nicht ändern mussten. Dies war der politisch-kulturelle Hintergrund, vor dem die heidnischen Feste Roms mit den Bräuchen des traditionellen Christentums vermischt wurden.
Der Austausch von Geschenken war ein wichtiges Merkmal der Festlichkeiten um die römischen Saturnalien, die ebenfalls die Entwicklung des Weihnachtsfestes im Lauf des vierten Jahrhunderts beeinflussten. Auch die Saturnalien waren mit dem ersten Tag des Winters und der „Rückkehr der Sonne“ verbunden; für die Römer waren sie das ausgelassenste Fest des Jahres. Ein Teil davon war der Rollentausch zwischen Sklaven und Herren, die dann „Verdrehte Welt“ spielten. Alle Arbeit, alle Geschäfte wurden während des Festes unterbrochen – und alle moralische Zurückhaltung abgelegt. Teilweise sind Bräuche der Saturnalien immer noch in vielen Teilen der Welt in den verschiedenen Formen von Karneval lebendig.
Diese Art zügellosen Feierns hat die Saturnalien tatsächlich während des größten Teils ihrer Geschichte beherrscht. Stephen Nissenbaum, Historiker an der University of Massachusetts, schreibt in The Battle for Christmas (Der Kampf um Weihnachten), wenn ein Mensch unserer Zeit zu einer Weihnachtsfeier in England vor 1800 versetzt worden wäre, hätte er nicht erkannt, dass die Festivitäten etwas mit Weihnachten zu tun hatten. „Man würde überhaupt nicht denken, es sei Weihnachten“, sagte er in einer Fernsehdokumentation über die Geschichte des Festes. „Wofür würde man es halten? Vielleicht Rosenmontag? Vielleicht Halloween? Weihnachten im alten England war wirklich ein Karneval.“
EIN BRUCH IN DER TRADITION
Im 17. Jahrhundert hatte Weihnachten den Ruf eines Saufgelages erlangt. Im Jahr 1644 verabschiedete das Parlament auf Drängen der immer einflussreicher werdenden Puritaner ein Gesetz, das vorschrieb, am 25. Dezember die Geschäfte offen und die Kirchen geschlossen zu halten. Erst als Charles II. im Jahr 1660 Englands Thron bestieg, wurde der Tag wieder ein gesetzlicher Feiertag, obwohl die Schotten an der puritanischen Auffassung festhielten. Einige Historiker glauben, der Wunsch der Massen, Weihnachten zu feiern, habe eine bedeutende Rolle dabei gespielt, Charles an die Macht zu bringen.
Die Pilger und Puritaner, die im 17. Jahrhundert nach Amerika segelten, nannten dieses Fest als einen der Gründe, mit der englischen Kirche zu brechen. In der Kolonie Massachusetts, wo sie sich niederließen, verboten sie, es zu feiern. Erst nach etwa 200 Jahren wurde es ein gesetzlicher Feiertag.
Selbst im 19. Jahrhundert runzelten die meisten Amerikaner die Stirn über dieses Fest. Laut Nissenbaum organisierte sich New York Citys erste Berufspolizei in der Folge von Tumulten, die bei Weihnachtsfeiern entstanden waren. In praktisch jeder protestantischen Kirche im Amerika des 19. Jahrhunderts war die Feier des Tages verboten oder zumindest ungern gesehen.
Doch im weiteren Verlauf des Jahrhunderts schrieben Schriftsteller wie Washington Irving und Charles Dickens Geschichten, die Botschaften des guten Willens über die Weihnachtszeit enthielten. Die industrielle Revolution in der viktorianischen Epoche führte zu einem Klassenkampf, und diese Geschichten enthielten moralische Lektionen, die diese Menschen, die vom wirtschaftlichen Wandel am meisten betroffen waren, ansprachen.
Obwohl der Widerstand gegen das Fest in Amerika am größten gewesen war, wurde es gerade hier letztlich mit dem größten Eifer gefördert. Die heutige Kommerzialisierung des 25. Dezember haben in erster Linie amerikanische Unternehmen vorangetrieben. Hinzu kam die Vermarktung durch die neuen Medien Film und Fernsehen, die viel dazu beitrug, den negativen Ruf des Festes zu ändern.
IM GEIST UND IN DER WAHRHEIT
Interessanterweise feiern viele Menschen in aller Welt Weihnachten und pflegen seine Bräuche, obwohl sie sich nicht als Christen bezeichnen. Man feiert dieses Fest auch allerorts häufig, ohne viel an seine religiösen Aspekte zu denken. Es wird von vielen heute als eine wohltuende Tradition gesehen, die keinen tiefen Sinn haben muss. Es ist eine Zeit, die man mit der Familie oder mit Freizeitaktivitäten verbringt – eine Gelegenheit, Abstand von der alltäglichen Routine zu gewinnen.
Die meisten, die dieses Fest feiern, verbinden es jedoch immer noch mit tiefen religiösen Überzeugungen. Für sie ist Weihnachten die heiligste Zeit des Jahres. Sie halten sich an den alten Brauch, weil sie glauben, dass Gott und Jesus Christus das wollen.
Christus sagte, er sei gekommen, um die Wahrheit zu bringen, und dennoch ist gerade der Tag, an dem angeblich sein Kommen gefeiert wird, von Mythen und Täuschung gekennzeichnet.
Das Paradoxe ist, dass Christus gesagt hat, er sei gekommen, um die Wahrheit zu bringen, und dennoch ist gerade der Tag, an dem angeblich sein Kommen gefeiert wird, von Mythen und Täuschung gekennzeichnet. Jedes Jahr an Weihnachten wird von Kindern erwartet, dass sie an den Weihnachtsmann glauben, der mit seinem Rentierschlitten vom Nordpol herfliegt und mit Geschenken durch ihren Kamin herunterkommt, oder an das Christkind, das sie reichlich belohnen würde – vorausgesetzt, sie waren brav.
Das ist eine Täuschung, die in krassem Gegensatz zu dem steht, was Christus als eigentlichen Grund für sein Erscheinen in dieser Welt genannt hat: Zeugnis zu geben für die Wahrheit. Was für eine entstellte Botschaft gibt die Gesellschaft den Kindern über Jesus Christus, wenn solche Legenden mit seiner Geburt verbunden werden? Die meisten Menschen würden sagen, dies sei eine harmlose Tradition. Aber hilft es, den Glauben zu stärken, den man als wichtigstes Element im Christentum bezeichnen könnte?
Von der Meinung, es sei ein harmloses Fest, bei dem man ein wenig Glück verbreite und etwas Gutes für die Familie, Freunde und bedürftige Fremde tut, kommen wir nun zu einer ernsteren Sicht der Dinge. Denn „Gutes“ zu tun ist nicht notwendigerweise dasselbe, wie das Richtige zu tun. So gut etwas aus der menschlichen Sicht auch sein mag – aus Gottes Sicht kann es trotzdem falsch sein. Die Bibel spricht von „einem Weg, der manchem recht scheint“, aber schlimme Folgen hat (Sprüche 14, 12; 16, 25).
Ist es wichtig, welche Bräuche wir pflegen, welche Feste wir feiern, um Gott und Jesus Christus zu ehren? Vielleicht überraschte Jesus einige seiner Jünger, als er sie warnte, sie könnten in ihrer Anbetung irregeleitet sein oder ihm sogar vergeblich dienen. In der berühmten Bergpredigt sagte er: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Matthäus 7, 21). Er bezeichnete auch einige der dem äußeren Schein nach religiösesten Menschen seiner Zeit als Heuchler: „Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15, 9 und Markus 7, 7). Diese Worte betonen, wie wichtig es ist, zu verstehen, was Gottes Wille ist, statt festzusetzen, was wir für das Beste halten.
Ist es nicht Zeit, der Wahrheit Ausdruck zu verleihen? Das heißt, wie einige unserer Vorfahren sagten: gar kein Weihnachten und stattdessen die herrlichen Feste Gottes zu feiern?
Es geht nicht darum, dass Gott nicht möchte, dass wir feiern, Freude haben, mit Freunden und Familien zusammen glücklich sind. Aber Christus hat deutlich gemacht, dass Gott nicht mit Halbwahrheiten, Mythen, Legenden und menschlichen Traditionen angebetet werden will. Er sagte seinen Jüngern: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten (Johannes 4, 24).
Die Ironie ist, dass das beliebteste aller Feste, das anscheinend ihm zu Ehren begangen wird, wenig mit Wahrheit zu tun hat.