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Das Vermächtnis des Nehemia

Gegen unablässigen Widerstand gelang Nehemia, dem Statthalter der persischen Provinz Juda, in wenigen Wochen der Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems. Weit mehr Zeit kostete es ihn, den moralischen Kern des Volkes Juda wiederherzustellen.

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(TEIL 31)

ZUR SERIE

Nehemia diente als Mundschenk des persischen Königs Artaxerxes in dessen Winterpalast in Susa. Wie viele andere Juden lebte er in der Diaspora, nachdem Kyrus das Volk 538 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft entlassen hatte. In den darauffolgenden Jahren hatten sie sich im ganzen Reich verteilt. Im Jahr 444 dann, fast ein Jahrhundert später, bekam Nehemia Besuch von seinem Bruder Hanani, der aus Jerusalem gekommen war.

So beginnen Nehemias Erinnerungen, die den Bericht des Priesters Esra ergänzen. Nehemia erfuhr, dass sich die Stadtmauer und Tore Jerusalems mehrere Jahre nach Esras Heimkehr noch immer in einem Zustand des Verfalls befanden. Vielleicht wusste er, dass der Wiederaufbau der Mauer unter Esra auf Befehl des Königs gestoppt worden war, nachdem einheimische Feinde der Juden sich darüber beschwert hatten (Esra 4,12,17–23).

Über diese Nachricht war Nehemia sehr bestürzt, er fastete und betete um Vergebung für ganz Israel. Er erinnerte sich an Moses Prophezeiung, die letzte Konsequenz von Israels Abfall von Gott werde Gefangenschaft in der Fremde sein – aber auch, dass sie durch Reue Gottes Gunst und ihr Land zurückbekommen würden. Mit der Bitte um Gnade „vor diesem Mann“, dem König, dem er diente, schloss er sein Gebet (Nehemia 1,4–11; 5. Mose 28,64; 30,1–5). Vielleicht würde dieser bereit sein, einzugreifen und das Problem der Schutzlosigkeit Jerusalems zu lösen.

Vier Monate danach hatte Nehemia Gelegenheit, mit Artaxerxes über das Thema zu sprechen. Dem König erschien sein Mundschenk so niedergeschlagen, dass er ihn nach dem Grund fragte. Angesichts dieser Chance reagierte Nehemia mit Furcht und gleichzeitig äußerst diplomatisch. Ohne Jerusalem beim Namen zu nennen, erklärte er, die Stadt seiner Vorväter, deren Gräber, die Stadtmauer und Tore seien verfallen. Aus diesem Grund sei er sehr traurig.

Artaxerxes, der neben seiner Königin saß, fragte, was er tun könne. Kühn bat Nehemia um Erlaubnis, nach Jerusalem zu reisen, um königliche Sendbriefe, die ihm sicheres Geleit durch die Provinzen jenseits des Euphrat garantierten, und um Zugang zu Baumaterialien in Juda. Der König willigte ein, gab ihm eine bewaffnete Eskorte und entsandte ihn in die jüdische Hauptstadt, wo er Statthalter werden sollte.

Nehemias Ankunft und sein Vorhaben, die Israeliten zu unterstützen, sorgte bei den einheimischen Gegnern der Juden für großen Verdruss (Nehemia 2,1–10).

Nehemias Werk

Es folgen Details über den Wiederaufbau, den Nehemia bewerkstelligte. Zuerst nahm er bei Nacht die verfallenen Mauern in Augenschein; dann begann er, ihre Wiederherstellung und die Reparatur der meisten Stadttore zu organisieren. Auch andere Bauten wie Türme und Wasserbecken wurden renoviert. Aus allen Teilen der jüdischen Bevölkerung rekrutierte Nehemia Helfer, darunter Priester, Handwerker, Bezirksvorsteher, Leviten und Händler. Viele wohnten innerhalb der Mauern, andere kamen aus benachbarten Ortschaften, um zu helfen (3,1–32). Sie arbeiteten trotz Widerstand, Beschuldigungen, Verachtung und Spott von Judas feindseligen Nachbarn, angeführt von dem Samariter Sanballat im Norden, dem Ammoniter Tobija im Osten und dem Araber Geschem im Süden (2,19; 4,1–3,7–8).

Es ist seit langem anerkannt – und heute herrscht allgemein Einigkeit darüber –, dass wesentliche Teile des Buches Nehemia auf einen Bericht Nehemias selbst zurückgehen (oder jemanden, der unter seiner direkten Anleitung schrieb).“

H. G. M. Williamson, Word Biblical Commentary, Band 16: Ezra, Nehemiah

Ein wiederkehrendes Thema in Nehemias Erinnerungen ist seine positive Haltung und sein Vertrauen auf Gott bei seinem Unterfangen (4,4–6). Aus diesem Grund kamen die Feinde vorläufig nicht zum Zug, und die Juden konnten die Mauer rasch bis etwa zur halben Höhe aufbauen.

Doch dann unternahmen dieselben Feinde einen weiteren Versuch, die Arbeiten zu verhindern. Dieses Mal planten sie einen Überfall, unterstützt durch Männer von Aschdod im Westen. Wieder betete Nehemia und richtete dann eine Wache ein, die die Arbeitsstelle rund um die Uhr schützen sollte (Verse 7–9). Als die Feinde hiervon erfuhren, beschlossen sie, nicht anzugreifen. Die Arbeiten an der Mauer gingen weiter, und nachdem sie über Jahrzehnte nicht vorangekommen waren, wurden sie nun in 52 Tagen abgeschlossen (6,15).

Dieser materielle Aufbau beanspruchte nur einen Bruchteil von Nehemias Zeit in Jerusalem; die geistlichen Probleme seines Volkes beschäftigten ihn dagegen über die gesamten zwölf Jahre seiner Amtszeit als Statthalter.

Kapitel 5 spricht eine solche Schwierigkeit an: Es gab Israeliten, die in Zeiten von Missernten Geld für den Kauf von Korn verliehen hatten und dafür von den Schuldnern Zinsen, ein Pfandrecht an ihrem Land und ihre Kinder als Sklaven gefordert hatten. Nehemia war zornig über die Habgier und Härte seiner Volksgenossen gegenüber den weniger vom Glück Begünstigten, doch die Art, wie er diesen Formen der Unterdrückung ein Ende bereitete, zeigte seine persönliche Integrität, Großzügigkeit und Treue gegenüber dem Gesetz des Gottes Israels.

Trotz weiterer Verschwörungen und Täuschungsmanöver von Sanballat, Geschem und Tobija (6,1–14) wurde das gesamte Projekt mit dem Einhängen der Stadttore abgeschlossen (7,1). Dann setzte Nehemia zwei Männer als Oberhäupter über Jerusalem ein: seinen Bruder Hanani und den vertrauenswürdigen Burgvogt Hananja. Außerdem schlug er vor, ein Verzeichnis der Heimkehrer aus Babylon zu führen. Seine Absicht war, reinblütige Juden zu lokalisieren und Jerusalem, das noch immer wenig Einwohner und wenig wiederaufgebaute Häuser hatte, mit ihnen zu bevölkern. Nehemia fand das Verzeichnis der Juden, die vor mehr als neunzig Jahren unter Zerubbabel heimgekehrt waren, und überarbeitete es wahrscheinlich bei der Zuordnung ihrer Nachkommen (Verse 2–72; siehe auch Esra 2).

Wiederaufbau der Stadtmauer von Jerusalem, Stich (1886, unbekannter Künstler)

Esra liest aus dem Gesetz vor

Bibelwissenschaftler weisen darauf hin, dass der nun folgende Text in Nehemia 8 chronologisch fehl am Platz sein könnte und besser in Esras Bericht darüber passen würde, was dreizehn Jahre früher, nach seiner Heimkehr, geschehen war. Hier wird er plötzlich durch einen Dritten eingeführt. Nehemias Stimme ist erst in Kapitel 11 wieder zu hören; stattdessen beschreibt ein Erzähler, wie Esra vor dem versammelten Volk aus dem Gesetz vorlas und wie einige der Feiertage des siebten Monats begangen wurden (Nehemia 8,1–8,18). Es folgen zwei Kapitel mit theologischer Zielsetzung, die noch erläutert werden wird.

Esra war im fünften Monat in Jerusalem eingetroffen, wenige Wochen vor der dritten jährlichen Reihe von Feiertagen, die im siebten Monat begann. Bekanntlich war er gekommen, um das Gesetz Gottes zu lehren (Esra 7,8–10). Es leuchtet ein, dass sich der Text in Nehemia 8 – in dem Esra aus dem Gesetz vorliest und das Volk anhält, den ersten Tag des siebten Monats, das jüdische Neujahrsfest, zu feiern (Nehemia 8,2–3,8) – auf die Zeit direkt nach Esras Ankunft in Jerusalem bezieht.

Auch dürfte die Erkenntnis des Volkes, dass später im selben Monat das Laubhüttenfest zu begehen war, direkt nach Esras Ankunft gekommen sein, nicht erst Jahre später. Es ist eine vernünftige Annahme, dass das Volk dieses Fest bereits feierte, nachdem Esra schon dreizehn Jahre vor Nehemias Eintreffen das Gesetz gelehrt hatte. Tatsächlich war es, wie der Erzähler schreibt, ein einzigartiger Moment, der sich sicherlich auf den Beginn von Esras Zeit in Jerusalem datieren lässt: „Und die ganze Gemeinde derer, die aus der Gefangenschaft wiedergekommen waren, machte Laubhütten und wohnte darin. Denn dies hatten die Israeliten seit der Zeit Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf diesen Tag nicht mehr getan. Und es war eine sehr große Freude.“ (Nehemia 8,17)

Nehemia erscheint kurz als Statthalter neben Esra (Vers 9), doch dann erst wieder mehrere Kapitel später. Interessanterweise steht in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen heiligen Schrift, hier nicht das Wort Statthalter – möglicherweise ein Zeichen für eine Überarbeitung von Vers 9 in späteren hebräischen Handschriften. Und ein außerbiblischer Bericht des Ereignisses (3. Buch Esra 9,49) erwähnt Esra, nicht aber Nehemia. Darüber hinaus kann man argumentieren, dass sich das Subjekt er in Nehemia 8, 10 in dem Kontext nur auf Esra allein beziehen kann, zumal darauf das Prädikat sprach im Singular folgt. Nicht weniger rätselhaft ist, dass Esra erst in Kapitel 12 wieder auftritt. Insgesamt legt all dies nahe, dass Kapitel 8 eine Anomalie im Fluss der Geschichte ist.

Auf diese chronologischen und redaktionellen Fragen gibt es keine eindeutige Antwort. Manche Bibelforscher meinen, dass Nehemia 8 aus einer älteren Version der Esra-Handschrift eingefügt wurde, wo es zwischen Kapitel 8 und 9 stand. Wenn dies zutrifft, was war dann der Grund? Eine Möglichkeit hat mit der Intention der letzten Fassung von Esra-Nehemia zu tun. Wenn es die Absicht ihres Verfassers war, nicht nur ein historisches Werk zu erschaffen, sondern auch die Heimkehrer zu größerer Treue und Hingabe anzuhalten, dann wurde das Material möglicherweise in Anordnung und Art dementsprechend verbessert und/oder neu geschrieben.

Die jüdische Tradition ist klar der Ansicht, dass diese beiden Werke ursprünglich eines waren und als getrennt von anderen Büchern angesehen werden sollten.“

H. G. M. Williamson, Word Biblical Commentary, Band 16: Ezra, Nehemiah

So, wie sie nun angeordnet sind, scheinen die Kapitel 8 bis 10 eine bewusst gewollte Klimax des Wirkens von Esra und Nehemia zu sein, um die erneuerte Hingabe des heimgekehrten Volkes an den Gott Israels hervorzuheben. Es könnte sein, dass Esras Lesung aus dem Gesetz der Vorschrift entsprach, diese alle sieben Jahre am Laubhüttenfest abzuhalten (5. Mose 31,10 13). Das wäre dann eine Gelegenheit für Reue und Erneuerung des Bundes mit Gott gewesen.

Passend zu dieser Möglichkeit enthält Nehemia 9 eine solche Erneuerung in Form ausgedehnter Lobpreisungen und Schuldbekenntnisse, die von den Leviten geleitet wurden. Dass Esra in diesem Kapitel nicht vorkommt, stützt den Gedanken, dass es sich um den Teil eines absichtlich eingeschobenen Zwischenstücks handelt. Das lange Gebet erinnert die Israeliten an Gott als Schöpfer und an seine Abraham erwiesene Huld, an ihre Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, nach der sie sich trotzdem nicht an Gottes Gesetz gehalten hatten, an ihren Einzug in das Gelobte Land, an ihre Geschichte voller Sünde und ihre Unterdrückung durch fremde Mächte bis in ihre eigene Zeit. Im Bewusstsein dieser Geschichte stimmten sie einer neuen, schriftlichen Abmachung mit Gott zu, die ihre Oberhäupter unterzeichnen und siegeln sollten.

Die zeitliche Einordnung dieses Kapitels könnte scheinbar eindeutig aus seinem ersten Vers folgen: „Am vierundzwanzigsten Tage dieses Monats kamen die Israeliten zu einem Fasten zusammen, in Säcke gehüllt und mit Erde auf ihren Häuptern.“ (9,1) Doch gibt es Gründe, zu bezweifeln, dass dies unmittelbar auf das Laubhüttenfest des siebten Monats folgte (8,18), das am 22. Tag endete.

Erstens sind die Menschen nicht fröhlich gestimmt, wie man es nach einem Fest erwarten würde, sondern bedrückt und reuevoll. Der siebte Monat wird nicht genannt, nur der Tag des Monats. Der Kontext des Kapitels – die Anerkennung, dass Mischehen mit den Einheimischen verboten waren – passt besser zu den Bedingungen von Esras Zeit, als er die Trennung gesetzeswidriger Ehen überwacht hatte: „Da versammelten sich alle Männer von Juda und Benjamin in Jerusalem auf den dritten Tag, den zwanzigsten im neunten Monat. Und alles Volk saß auf dem Platz vor dem Hause Gottes, zitternd wegen der Sache [...].“ (Esra 10,9) Es könnte sein, dass sie vier Tage danach zusammenkamen, um formell Buße zu tun, wie in Nehemia 9,1 angegeben.

So verstanden fügt sich das Kapitel zu den vorausgegangenen Ereignissen von Esras Zeit und passt zu dem Bestreben des Bearbeiters, die Erneuerung Israels mit einem Höhepunkt enden zu lassen, statt einen chronologischen Bericht zu erstellen.

Die Einzelheiten der Abmachung stehen in Kapitel 10. Sie umfassen einen Eid, „im Gesetz Gottes [zu] wandeln“; ein Verbot von Mischehen mit „den Völkern des Landes“; ein Verbot, am Sabbat etwas zu kaufen; die Einhaltung des Sabbatjahres, an dem das Land ruht und Schulden erlassen werden; eine jährliche Tempelsteuer; Spenden von Holz für das Verbrennen von Opfern und die Abgabe der Erstlinge und des Zehnten. Weitere Vorschriften folgen für Priester, Leviten und die Lagerung der Abgaben und Opfer im Tempel (Nehemia 10,30-40).

Jerusalem zur Zeit Nehemias

Quellen: The Bible Knowledge Commentary: Old Testament and New Testament Edition, hrsg. von John F. Walvoord und Roy B. Zuck (1983), The ESV Study Bible (Crossway Bibles, 2008).

Weitere Reformen

Kapitel 11 greift das in Kapitel 7 verlassene Thema der Wiederbevölkerung Jerusalems wieder auf. Nun wird dafür gesorgt, dass die Oberhäupter und ein Zehntel der aus dem Exil Heimgekehrten in der Stadt wohnen. Unter ihnen waren Leute der Stämme Juda und Benjamin sowie einige Priester und Leviten. In den anderen Städten Judas wohnten „Israeliten, Priester, Leviten, Tempelsklaven und die Nachkommen der Sklaven Salomos.“ (Verse 1–4)

Kapitel 12 listet die Genealogie der Priester und Leviten mit ihren Funktionen auf und demonstriert dabei den Einklang mit den Traditionen des alten, vereinten Königreichs Israel unter David und Salomo. Es folgt eine Beschreibung des Festes zur Einweihung der Stadtmauer, bei dem Nehemia die Oberhäupter auf die Mauer steigen ließ. Dann zogen zwei Dankchöre, begleitet von Trompeten und anderen traditionellen Instrumenten, in voneinander entgegengesetzter Richtung an der Mauer entlang, einer von Esra geführt und der andere von Nehemia. Am Tempel trafen sie zusammen, sangen, dankten und brachten Opfer dar.

Zum Abschluss betont der Autor erneut, wie die Priester und Leviten, Sänger und Torhüter die Regeln einhielten, die David und Salomo für den Tempeldienst festgelegt hatten. Auch das vermittelt, dass die erneuerte Gesellschaft der Heimkehrer das Königreich von einst wieder zum Leben erwecken wollte. Die Mittel für den zentralisierten religiösen Aspekt der wiederhergestellten Gesellschaft kamen von der gesamten Bevölkerung: „Und zur Zeit Serubbabels und zur Zeit Nehemias gab ganz Israel den Sängern und Torhütern Anteil an den heiligen Gaben Tag für Tag.“ (12,47)

Das letzte Kapitel bildet eine Art Coda zur Geschichte des gesamten Reformprojekts von Esra-Nehemia. Nehemias Einleitung verweist noch einmal auf den großen Festtag und die Lesung aus dem Gesetz, nach dem „die Ammoniter und Moabiter niemals in die Gemeinde Gottes kommen dürften,“ und berichtet, dass die Israeliten sich von allen Fremden unter ihnen trennten. (13,1–3)

Dieses Buch unterstreicht die Bedeutung physischen Schutzes für Gottes Volk in Jerusalem, vor allem aber betont es die Notwendigkeit, dass sein Volk seinem Wort gehorsam ist, nicht durch Nachlässigkeit, Kompromiss oder direkten Ungehorsam in Sünde verfällt.“

Gene A. Getz, Nehemiah, The Bible Knowledge Commentary

Das ist die Vorgeschichte für den ungewöhnlichen Fall des Ammoniters Tobija. Dieser Feind Nehemias hatte mit seinem Sohn in jüdische Adelsfamilien eingeheiratet (6,17–18). In Abwesenheit des Statthalters hatte der Hohepriester Eljaschib Tobija für Gegenstände seines eigenen Haushalts einen Lagerraum des Tempels überlassen, worauf dieser Korn und Weihrauch von dort entnahm. Als Nehemia, der zu Artaxerxes gereist war, um Bericht zu erstatten, nach Jerusalem zurückkam, vertrieb er Tobija aus dem Tempelbezirk und brachte die Vorräte und anderen Dinge, die in den Tempel gehörten, wieder zurück (13,4–9).

Dies ist eine von mehreren Reformen, die Nehemia zum Abschluss seiner Erinnerungen erwähnt. In die Verwaltung des Tempels hatte sich Nachlässigkeit eingeschlichen. Nehemia entdeckte, dass die finanzielle Unterstützung für die Leviten zurückgegangen war, und dass die Sänger wieder in der Landwirtschaft arbeiteten. Um diese Missstände zu korrigieren, rief er die Oberhäupter zusammen, führte die Abgabe des Zehnten und der Opfergaben wieder ein und bestimmte Verwalter für die Lagerräume (Verse 10–13).

Weitere Reformen während seiner Amtszeit umfassten das strikte Verbot, am Sabbat zu arbeiten, einschließlich Erntearbeiten, Weinbau und Handel mit Nachbarvölkern in Jerusalem. Außerdem musste er die Praxis der Mischehen mit Frauen aus Aschdod, Ammon und Moab korrigieren und seine Volksgenossen – einschließlich der Priesterschaft (ein Enkel Eljaschibs hatte eine Tochter Sanballats geheiratet) – daran erinnern, dass Salomo gesündigt hatte, weil solche heidnischen Frauen ihn von Gott entfernt hatten (Verse 15–29).

Typisch für Nehemia ist der demütige Schlusssatz: Er bittet zum dritten Mal in diesem Kapitel, Gott möge ihm wegen seiner positiven Leistungen gnädig sein und ihn nicht für seine Fehler strafen: „Gedenke mir’s, mein Gott, zum Besten!“

In der nächsten Ausgabe wird das Buch Hiob betrachtet. Sein Autor, seine Datierung und seine exakte Verortung haben für reichlich Diskussion unter Bibelforschern gesorgt. Viele sind sich jedoch darin einig, dass es ein literarisches Meisterwerk ist. Und mit Sicherheit lehrt es tiefe Wahrheiten.

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(TEIL 33)