Heliopolis: Eine Stadt, zwei Geschichten

Die antike ägyptische Stadt Heliopolis ist heute nur noch an ihren verstreuten, versunkenen Überresten am nordwestlichen Stadtrand Kairos zu erkennen. Ihr kultureller und intellektueller Einfluss war bedeutend; doch aus biblischer Sicht hat sie auch mit einer selten erzählten Geschichte zu tun – einer Geschichte, die uns alle betrifft.

Wie archäologische Funde und antike Schriften erkennen lassen, war Heliopolis einst eine der wichtigsten Städte Ägyptens, mit einer Geschichte, die sich vom Alten Reich bis zur hellenistischen Epoche erstreckte – d. h. vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis kurz vor die Zeit Christi.

Diese geschichtsträchtige Stadt hatte mehrere Namen. In den meisten Übersetzungen der hebräischen heiligen Schrift, des Alten Testaments, wird sie On genannt. Der bekanntere griechische Name ist ausdrucksvoller: Heliopolis, „Stadt der Sonne“ – und tatsächlich war sie das Zentrum des Kults um die Sonnengötter Atum und Re.

Priester huldigten Atum als den Schöpfer, der verschiedenen Mythen zufolge hier aus einem Zustand des Nichtseins ins Sein getreten war. Durch solche Mythen stieg das Ansehen von Heliopolis als Ort der Ursprünge. Den anderen Gott, Re, sahen die Ägypter als primären Sonnengott, und es gab Zeiten, in denen die Sonne sogar als Auge des Re galt. Die Vorstellungen von diesen Sonnengöttern waren so eng miteinander verbunden, dass sie manchmal zu Re-Atum oder Atum-Re verschmolzen wurden.

Die Pharaonen zierten den Tempel des Re in Heliopolis mit vielen Obelisken – nach oben verjüngten Säulen mit quadratischer Basis und pyramidenförmiger Spitze. Sie waren so aufgestellt, dass die ersten Sonnenstrahlen sie trafen, und sie repräsentierten für die Ägypter den „Schöpfungshügel“. Dieser mythische Hügel ist selbst mit der Sonne verbunden, aber auch mit dem ägyptischen Namen der Stadt – Iunu, „Säule“. Heliopolis hieß also auch „Stadt der Säule“.

Da überliefert wurde, in Heliopolis habe das „Sein“ begonnen und hier sei der Anfang alles Seienden, überrascht es nicht, dass es als Gemeinschaft von Priestern, die Philosophie und Astronomie studierten, zu Ansehen kam und das wichtigste Zentrum Ägyptens für althergebrachtes Wissen und Theologie wurde, bis Alexandria ihm den Rang ablief.

Die antike Stadt Heliopolis, wo die Priester des Re ihren Tempel errichteten, war der berühmteste Hort der Gelehrsamkeit in der antiken Welt.“

David R. Fideler, Jesus Christ, Sun of God: Ancient Cosmology and Early Christian Symbolism

Doch das war vor Jahrtausenden. Welche Bedeutung könnte diese alte, versunkene Stadt für uns heute haben? Es wird sich zeigen, dass über Heliopolis oder On noch mehr zu sagen ist und dass sein Niedergang in der griechisch-römischen Epoche nicht das Ende der Geschichte repräsentierte.

EINFLUSS AUF DIE GRIECHISCH-RÖMISCHE WELT 

Der griechische Geschichtsschreiber und Geograf Strabon (ca. 63 v. Chr. bis ca. 23 n. Chr.) berichtet von Heliopolis’ strategischer Lage auf einer Anhöhe oberhalb des Nildeltas, zwischen Libyen und Arabien. Wie die in Kairo ansässigen Architekten Agnieszka Dobrowolska und Jaroslaw Dobrowolski in ihrem Buch über diese Stadt schreiben, wurden die ägyptischen Götter zu Strabons Zeit „in hellenisierter Form“ verehrt. Ägypten befand sich lange Zeit unter der Herrschaft Griechenlands und dann Roms – und beide wurden ihrerseits erheblich von der Kultur Ägyptens beeinflusst.

Ein Beispiel ist die Lehre, der Pharao sei der Sohn des Re, die erstmals von Pharao Chephren im 3. Jahrtausend v. Chr. aufgebracht wurde. „Die Vorstellung von einem Gottkönig verschmolz praktischerweise mit der Vorstellung, der römische Kaiser repräsentiere göttliche Macht“ (Heliopolis: Rebirth of the City of the Sun). Da diese Kaiser Ägyptens Obelisken als Symbole der Macht und Autorität betrachteten, ließen sie viele von ihnen abbauen (auch einige aus Heliopolis) und an anderer Stelle aufstellen, um ihre eigene kaiserliche Herrlichkeit zu bezeugen.

In ähnlicher Weise adaptierten die Griechen den ägyptischen Mythos vom Vogel Benu, in dem die Ägypter die Seele des Sonnengottes Re sahen, und nannten ihn Phoenix; dieser Mythos hielt sich bis in die Römerzeit. Die Griechen glaubten, dass dieser Vogel – ein Emblem der Sonne – nach jeder Wiedergeburt nach Heliopolis flog, und da das griechische Wort für „Sonne“ helios ist, nannten sie die Stadt Heliopolis.

Einigen antiken Autoren ist zu entnehmen, dass der Einfluss von Heliopolis auf griechische Intellektuelle sehr direkt war. Ihnen zufolge besuchten der philosophische Mystiker Pythagoras und der Gesetzgeber Solon die Stadt und hatten Kontakt mit den dortigen Priestern. Clemens von Alexandria schreibt, Platon sei nach Heliopolis gereist (auch Strabon war dieser Ansicht) und Schüler des ägyptischen Priesters Sechnuphis gewesen. Plutarch fügt das Detail hinzu, Platon habe während seines Ägypten-Aufenthalts Öl an Ägypter verkauft, um seine Reisekosten zu decken. Und Strabon schreibt, Platon und sein Reisebegleiter hätten sich um die Gunst der Priester in Heliopolis bemüht, „um einige ihrer Lehren zu erkunden“ (Geographica 17.1.29). Bei Diogenes Laertius und Cicero sind weitere Berichte über Platons Aufenthalt in Ägypten zu finden.

Platon verwendete das Bild der Sonne, um die Idee des Einen, des Guten und des Schönen zu versinnbildlichen, die er als Quelle des Seins und alles Seienden sah.“

David R. Fideler, Jesus Christ, Sun of God: Ancient Cosmology and Early Christian Symbolism

Obgleich von Platon selbst nichts über seine Reise nach Ägypten überliefert ist, finden sich in einigen seiner Dialoge Verweise auf dieses einflussreiche Land; im Phaidros und im Philebos wird nebenbei der Glaube an ägyptische Götter erwähnt. Im Timaios konstatierte er außerdem, die Priester des Nildeltas seien seinen griechischen Landsleuten an Wissen voraus.

Solche Verweise belegen zwar nicht, dass Platon in Ägypten war; dennoch sind sie von Bedeutung, weil Platons Ansichten über die Sonne deutliche Ähnlichkeiten mit denen aufwiesen, die auf Heliopolis zurückgeführt werden. David Fideler, ein ausgewiesener Experte über die Geschichte des abendländischen Denkens, ist der Ansicht, dass in Ägypten „viele Jahrhunderte vor Platon die physische Sonne zumindest bei den Gebildeten als niedrigere Manifestation eines höheren Prinzips gesehen worden war. Ebenso verwendet Platon das Symbol der Sonne, um ein höheres Prinzip zu bezeichnen, das selbst die Quelle der physischen Sonne, ja alles Seienden ist“.

Ironischerweise ist, wie Fideler aufzeigt, einer der anderen Namen für Heliopolis – On – auch das griechische Wort für „Sein“, und „Platon verwendet die Sonne in der Politeia als Symbol für genau dieses Prinzip“. Ebenfalls in der Politeia schreibt Platon über den Gesichtssinn: „Am sonnenartigsten ist er doch wohl unter allen Sinneswerkzeugen“ (VI, 508B). Ein weiteres Zeichen für Platons Nähe zu den religiösen Vorstellungen von Heliopolis bildet seine Aussage, ebenso wie die Sonne der „Gott“ sei, der die Verbindung zwischen Sehen und Sichtbarem bewirke und steuere, sei die physische Sonne selbst – in ihren abstrakten Begriffen – nur „der Sprössling des Guten, der von dem eigentlichen wesenhaften Guten als ein ihm entsprechendes Ebenbild hervorgebracht worden ist“ (ibid.).

Die hellenisierte Version ägyptischer Religion hatte mit Platon die Vorstellung von der Sonne als einem Gott gemein, der eine niedrigere Manifestation eines höheren Prinzips sei. Plutarch, ein Priester des Apollon in Delphi, schreibt, die Sonne (Helios) sei lediglich der Sprössling Apollons. Plutarch selbst überliefert viel über die ägyptische Religion und erwähnt religiöse Praktiken im Zusammenhang mit dem Tempel von Heliopolis. Auch Strabon berichtet, er habe in Heliopolis „die Häuser der Priester, auch Platons und Eudoxos Wohngemächer“ gesehen (loc. cit.; Eudoxos war ein griechischer Astronom, Mathematiker und Platon-Schüler). Diese griechischen Philosophen sahen Ägypten und seine von Priestern geführten Schulen als Quelle alten, tiefen Wissens – eine Quelle, aus der griechische Intellektuelle schöpfen konnten – und Heliopolis, die vermeintliche Stadt der Ursprünge, als den Ort dieser Quelle.

UNTERGANG DER SONNE VON HELIOPOLIS? 

Eine Schrift aus der Zeit Ramses’ III. (12. Jahrhundert v. Chr.) überliefert, dass allein der Tempel des Re in Heliopolis 12.963 Personen beschäftigte – Frauen und Bauarbeiter nicht mitgezählt. Als Strabon die Stadt besuchte, fand er sie völlig menschenleer. Im späten 4. Jahrhundert n. Chr. hatte der christliche Kaiser Theodosius in dem Bestreben, das Heidentum auszumerzen, die Schließung aller heidnischen Tempel im gesamten Reich befohlen (einen Obelisken des alten Ägypten ließ er allerdings abbauen und bei sich in Konstantinopel aufstellen). Die Blütezeit der Stadt Heliopolis war vorbei. Als der britische Orientalist, Übersetzer und Lexikograf Edward Lane 1825 Ägypten bereiste, schrieb er, an der Stelle der antiken Stadt befände sich nur noch flache, sandige Wüste. Heute ist von Heliopolis nichts mehr zu sehen als ein einziger übrig gebliebener Obelisk.

Doch das Vermächtnis von Heliopolis ist noch nicht verschwunden. Sein alter griechischer Name steht heute für einen Außenbezirk Kairos. Steinerne Überreste von Heliopolis sind jenseits des Meeres zu finden, besonders in Rom. Einige der Obelisken, die in der Antike von römischen Kaisern nach Rom gebracht worden waren, dienten später den Päpsten als Schmuck für ihre eigenen Sakralbauten; in der Mitte des Petersplatzes vor der Basilika im Vatikan steht noch immer ein massiver ägyptischer Obelisk, nun mit einem Kreuz gekrönt. Zwei weitere Obelisken, die für das antike Heliopolis in Auftrag gegeben wurden – die berühmten „Nadeln der Kleopatra“ –, wurden nach Alexandria gebracht und dann im 19. Jahrhundert nochmals umgesetzt. Heute steht einer von ihnen in New Yorks Central Park, der andere auf dem Victoria Embankment in London.

Ganz ähnlich wie die steinernen Überreste von Heliopolis hat auch sein ideologischer Einfluss die Grenzen Ägyptens überschritten und ist noch heute gegenwärtig. Moderne Obelisken wie das Washington Monument schmücken Städte in aller Welt oder dienen auf Friedhöfen und in Sakralbauten als Symbole für Ewigkeit und Auferstehung – wie einst bei den Ägyptern. Die Pyramide mit dem Gottesauge in dem Großen Siegel auf der Rückseite des Dollarscheins scheint Elemente zu reinterpretieren, die stark an ägyptische religiöse Vorstellungen erinnern. Und manche Christen setzten sich über die heidnische Herkunft des Phönix hinweg, übernahmen seine Ikonografie als Auferstehungssymbol und versuchten sogar, den biblischen Bericht über Jesus Christus so zu verändern, dass er zu diesem Mythos passte.

Die Übernahme solcher Vorstellungen hat mit dem religiösen oder religiös-politischen Synkretismus nicht geendet. Platon selbst gilt weithin als der einflussreichste aller Philosophen; sein Einfluss ist heute noch spürbar. Die philosophische Erforschung des Seins in der Tradition der griechischen Metaphysik, die aus verschiedenen Quellen schöpfte, wird seit dem 17. Jahrhundert als Ontologie (von dem griechischen Wort für „Sein“) bezeichnet; ihre zentrale Frage wird in der heutigen Philosophie noch immer diskutiert. Doch die Frage nach dem „Sein“ ist nicht auf obskure Philosophenzirkel beschränkt; sie hat längst Eingang in die deutsche Sprache gefunden. Wörter wie Paläontologie (die Wissenschaft von Lebewesen vergangener Erdzeitalter) veranschaulichen, in welchem Maß das moderne Rätseln darüber, warum und wie Dinge sind, noch immer vom antiken griechischen Begriff des „Seins“ geprägt ist. Das geistesgeschichtliche Vermächtnis von Heliopolis, sei es direkt oder indirekt durch seine Mythen vermittelt, ist noch heute sehr lebendig.

STADT DES FREVELS  

Doch die Stadt On hat noch eine andere Geschichte: Von ihr berichtet die Bibel. Aus dieser Sicht ist die mythische Sonne, die sich Menschen in irgendeiner göttlichen Form vorstellen, lediglich ein Abklatsch des biblischen Gottes, der alles geschaffen hat, auch den Himmelskörper Sonne (Johannes 1, 3 und 1. Mose 1, 1–31). Anders ausgedrückt: Dinge haben „Sein“, weil Gott sie geschaffen hat und erhält. Natürlich heißt das nicht, dass es in der Welt keine anderen Sichtweisen mehr gibt – es gibt sie. Die Frage ist, ob diese Sichtweisen auf etwas Gültigem beruhen und dauerhaften Wert in der Zukunft haben werden. Wie die hebräische heilige Schrift immer wieder bezeugt, waren falsche Götter und Götzen im Vergleich mit dem wahren, lebendigen Gott Israels einfach Nichtigkeiten.

Er [der babylonische König Nebukadnezar] soll die Steinmale von Bet-Schemesch in Ägyptenland zerbrechen und die Götzentempel in Ägypten mit Feuer verbrennen.“

Jeremia 43,13

Zur Zeit der Propheten Jeremia und Hesekiel war klar, dass der Götzendienst in On keine Zukunft hatte. Jeremia schrieb, Gott werde „die Tempel Ägyptens in Brand stecken und niederbrennen“, und der babylonische König Nebukadnezar „soll die Steinmale von Bet-Schemesch in Ägyptenland zerbrechen und die Götzentempel in Ägypten mit Feuer verbrennen“ (Jeremia 43, 12–13). Der hebräische Ausdruck für Heliopolis, Bet-Schemesch, bedeutet wörtlich „Haus der Sonne“.

Jeremias Zeitgenosse Hesekiel scheint den künftigen Untergang von Heliopolis und seinem Götzendienst zu bestätigen: „Die junge Mannschaft von On […] soll durchs Schwert fallen“ (Hesekiel 30, 17). Kommentatoren zufolge liegt hier ein Wortspiel mit dem hebräischen Namen für Heliopolis zur Zeit Josefs vor. Das hebräische Wort awen bedeutet „böse“ oder „Frevel“ und wird ähnlich geschrieben wie On (awn); möglicherweise wird hier auf den „Tempel des Bösen“ oder „Tempel des Frevels“ angespielt.

Wie die Geschichte gezeigt hat, wurde die Stadt On tatsächlich von Nebukadnezar, der Ägypten 568 v. Chr. angriff, dem Erdboden gleichgemacht.

EIN NEUER TAG BRICHT AN 

Die Strafe für den Götzendienst in On, so berichtet die hebräische heilige Schrift, kam über die irrgläubigen religiösen und kulturellen Systeme mitsamt ihren Anhängern. Doch der Plan, den Gott für alle Menschen hatte und noch hat, ist eine enorme Zukunftshoffnung. Wie das Buch Genesis berichtet, wurde Josef, der Sohn des Patriarchen Jakob (dem Gott den Namen Israel gab), vom Pharao mit der Tochter Potiferas verheiratet, der Priester in On war (1. Mose 41, 45). Er war kein Priester des Gottes Israels; die Endung seines Namens deutet darauf hin, dass er höchstwahrscheinlich Priester des Ra/Re war. Seine Tochter hieß Asenat; diesen Namen assoziieren manche mit der Göttin Neith, der Mutter des Re in der ägyptischen Mythologie. Josef, der Sohn Israels, und Asenat, die Tochter des Priesters zu On, bekamen in ihrer Ehe die beiden Söhne Manasse und Efraim. Obgleich Josef ein Mitglied der ägyptischen Oberklasse geworden war, zeigt die Erklärung, die er für die Namen seiner Söhne gab, dass er sich weiterhin mutig zum wahren Gott Israels bekannte (1. Mose 41, 50–52).

Zur gleichen Zeit machte sich Josef an die Umsetzung seines von Gott inspirierten Plans: Er ließ in sieben Jahren des Überflusses Getreide speichern. Dann brachen in Ägypten die prophezeiten sieben mageren Jahre an, und Gott rettete durch Josef nicht nur Israel, sondern ganz Ägypten vor dem Hungertod. Dieser Aspekt von Gottes aktivem Handeln zur Rettung von Menschen, die in gottwidrigen Systemen verhaftet sind, ist wenig wahrgenommen und wenig verstanden worden. Josefs Rolle in dieser Geschichte ist eine Vorahnung der Erlösung, die Jesus Christus später allen Menschen brachte.

Wahr ist, dass spätere Generationen von Israeliten in Ägypten als Sklaven unterjocht wurden, bis Gott sie durch Mose in die Freiheit unter seinem eigenen System führte. Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass On laut Septuaginta eine der Städte war, die das versklavte Volk Israel baute; allerdings steht dieser Teil von 2. Mose 1, 11 nicht im Masoretischen Text (der primären Quelle für Übersetzungen der hebräischen heiligen Schrift). Auch in den Qumran-Schriftrollen ist an dieser Stelle eine Lücke. Wie dem auch sei – so, wie Gott Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreite, wird er alle Menschen, die dazu bereit sind, aus dieser Welt befreien, die gefangen ist in Vorstellungen ohne Grundlage und in Systemen, die nur den Tod bringen. Die jüngste Geschichte Ägyptens, deren Hauptschauplatz das moderne Kairo ist, demonstriert überdeutlich, dass menschliche Regierungen absolut unfähig sind, Menschen unterschiedlicher religiöser Ausrichtung und ethnischer Zugehörigkeit zu einen, und dass weder Demokratie noch andere Regierungsformen dauerhafte soziale und wirtschaftliche Lösungen liefern können, die wahren Frieden schaffen.

Zu der Zeit wird für den HERRN ein Altar mitten in Ägyptenland sein. […] Wenn sie zum HERRN schreien vor den Bedrängern, so wird er ihnen einen Retter senden; der wird ihre Sache führen und sie erretten.“

Jesaja 19, 19–20

Der Prophet Jesaja spricht von einer künftigen Zeit, in der Gott nicht nur alle Menschen in seinem System eint, sondern ihnen auch ein Denken gibt, das diese Einheit will: „Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland die Sprache Kanaans [Hebräisch] sprechen und bei dem HERRN Zebaoth schwören. Eine wird heißen Ir-Heres [Stadt der Zerstörung]“ (Jesaja 19, 18). Kommentatoren sehen darin eine Anspielung auf Heliopolis: Jesaja bezeichne die „Stadt der Sonne“ mit einem hebräischen Wort, das dem Wort für „Sonne“ ähnelt, aber tatsächlich „Zerstörung“ bedeutet.

Die Botschaft, dass die Ägypter (und alle Gefangenen falscher Systeme) künftig ihren Schöpfer erkennen werden, ist klar: „Denn der HERR wird den Ägyptern bekannt werden, und die Ägypter werden den HERRN erkennen“ (Vers 21). „Zu der Zeit wird Israel der Dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern, ein Segen mitten auf Erden; denn der HERR Zebaoth wird sie segnen und sprechen: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbe!“ (Vers 24–25). Mit dieser Szene wird dargestellt, dass alle Menschen, woher sie auch kommen, den wahren Schöpfergott erkennen können, befreit von falschen Vorstellungen und Systemen, die Menschen ohne ihr Wissen gefangen halten. Doch wenn dies einmal erkannt ist, fordert die Bibel Reue, Umkehr und Gehorsam unter Gottes Gesetz der Freiheit, das richtige Beziehungen zu Gott und Menschen fördert.

Unter der gerechten Herrschaft Gottes des Vaters und Jesu Christi ist die Zukunft für Heliopolis, für Ägypten und für alle Menschen voller Hoffnung und Licht.