Veränderte Zeiten
Als Kaiser Konstantin 321 n. Chr. einen permanenten wöchentlichen Ruhetag für das gesamte Reich einführte, schrieb er: „Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen Tag der Sonne ruhen.“ Er war sicher zufrieden, einen Tag gewählt zu haben, der für das römische Christentum von Bedeutung war und zufällig auch zu seinem Kult des Apoll passte. Nirgends erwähnt sein Edikt Christus oder den „Tag des Herrn“. Lediglich die Verehrung der Sonne wird angesprochen. A. H. M. Jones merkt an, der Kaiser habe wohl gemeint, „die christliche Feier des ersten Tages […] sei ein Tribut an die Unbesiegte Sonne“ (Constantine and the Conversion of Europe).
Als sich der Kaiser daran machte, das Datum für Ostern festzusetzen, verlieh er seinem Hass gegen alles Jüdische Ausdruck (und aus seiner Sicht gehörte sicher auch der Sabbat dazu). Er formalisierte die Methode, die noch heute in Gebrauch ist: Ostersonntag ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond der Winter-Tagundnachtgleiche, wenn der Sonnenstand den Beginn des Frühlings anzeigt. Dies war die Praxis der Gemeinden im ägyptischen Alexandria und im Weströmischen Reich, als Konstantin die Bühne betrat; die oströmischen Gemeinden bestimmten jedoch das Datum nach dem jüdischen Passafest.
Zwar bezog die neue Berechnungsmethode den Sonnenstand mit ein, doch weniger als seine Verehrung des Apoll war es wohl sein Judenhass, der Konstantin dazu brachte, die Änderung durchzusetzen. Wie er in einem Brief zusammenfassend schrieb: „Lasst uns deshalb nichts mit dem verabscheuungswürdigen jüdischen Haufen gemeinsam haben […], jenem Volk von Vatermördern, das den Herrn getötet hat“ (Eusebius, Leben Konstantins 3.18.2 und 3.19.1).
Hätte Konstantin berücksichtigt, dass laut Jesus der Sabbat für den Menschen gemacht ist, so wäre das traditionelle Christentum einen ganz anderen Weg gegangen.