Daniel in der Kritikergrube
Skeptiker haben seit Jahrhunderten versucht, die Glaubwürdigkeit dieses alttestamentlichen Propheten zu unterminieren.
Das prophetische Buch Daniel muss sicherlich zu den außerordentlichsten Werken der Literatur gezählt werden, die jemals geschaffen wurden. Es führt uns durch ein erstaunliches Panorama der Weltgeschichte, angefangen mit dem sechsten Jahrhundert v. Chr. und dem Babylonischen Weltreich über das Medo-Persische, Griechische und Römische Reich bis hin zu einer Zeit, die „Endzeit“ genannt wird, zum zweiten Kommen Jesu Christi und der Errichtung des Reiches Gottes.
Das Buch beginnt mit der Ankunft Daniels in der Stadt Babylon im Jahre 604 v. Chr. Seine Nation, Juda, mit seiner Hauptstadt Jerusalem wurde von der Militärmacht des expandierenden Babylonischen Reiches überfallen und besetzt. Daniel und einige andere talentierte und gebildete junge Juden wurden nach Babylon verbracht, um dort die Sprache und Kultur der Babylonier zu erlernen. Offenbar will man ihn und andere für wichtige Positionen innerhalb der Administration des Reiches ausbilden.
In seiner Ausgabe der New King James-Übersetzung der Bibel versetzt Max Lucado den Leser direkt in Szene und beschreibt folgenden Hintergrund:
„Jerusalem liegt in Schutt und Asche. Der Tempel ist eine Ruine. Sie und der Rest ihres Volkes sind in Gefangenschaft. Die Eroberer verhöhnen die Gefangenen und fordern: ,Singt uns ein Lied von Zion!‘ (Psalm 137, 3). Aber sie wollen nicht singen ... Wer kann in einem fremden Land Lieder über den HERRN singen? Daniel kann es.
Obwohl er zur Zeit seiner Gefangennahme erst ein Teenager war, erinnert er sich sehr gut an die Lieder seiner Kindheit. Irgendwann in seinen frühen Jahren kam er zur Überzeugung, dass Gott der Herrscher war und dass nichts seinen Plan stören konnte. Aber sogar Daniel konnte sich schwerlich vorstellen, welche Pläne Gott mit ihm hatte: Premierminister, Traumdeuter, Prophet, Lehrer, Herrscher; Lebenslang die Stimme Gottes unter einem heidnischen Volk.
Und obwohl Daniel die zentrale Figur des Buches ist, ist doch Gott der Held. ,Es gibt einen Gott im Himmel ...‘, teilt Daniel dem König mit (2, 28), und es war dieser Gott im Himmel, der ihn und die anderen in der Gefangenschaft am Leben hielt.
Dieser Gott, nebenbei gesagt, regiert immer noch!“
EINE KRITISCHE BETRACHTUNG
Es sollte uns nicht überraschen, dass nicht alle Lucados Sicht über Daniel teilen. Viele behaupten, dass die Geschichte nichts weiter sei als eine interessante Fabel aus alten Zeiten, die nichts mit unserer schnelllebigen und höchst unterschiedlichen Welt des 21. Jahrhunderts zu tun habe.
Seit Generationen sind wir von einer Gesellschaft gebildet worden, die den Rationalismus als Basis aller Bildung ansieht, buchstäblich als eine Religion für sich selbst. Das Konzept eines realen Gottes, der die Geschichte unter seiner Kontrolle hat und der den Menschen sagt, wie sie leben sollen, ist für die meisten absolut unakzeptabel.
Der erste Kritiker Daniels, von dem wir wissen, war Porphyrios, ein griechischer Philosoph des 3. Jahrhunderts n. Chr. Er schrieb ein Werk mit dem Titel Gegen die Christen, in welchem er behauptete, dass das Buch Daniel eine Fälschung aus der Zeit der Makkabäer (167-134 v. Chr.) sei.
Bis zum heutigen Tage folgen Kritiker den Behauptungen des Porphyrios und stellen das Buch in zwei Punkten in Frage. Erstens bezweifeln sie die historische Genauigkeit und zweitens sind ihrer Meinung nach die Prophezeiungen nach den Ereignissen aufgeschrieben worden. Mit anderen Worten: das Buch sei nichts weiter als schlechte Geschichtsschreibung, die man im Nachhinein als Prophezeiung ausgeben wollte.
War das Buch Daniel von Gott inspiriert worden, oder ist es, wie jemand schrieb, nichts weiter als „ein Tummelplatz für irre religiöse Fanatiker“?
War das Buch Daniel von Gott inspiriert worden, oder ist es, wie jemand schrieb, nichts weiter als „ein Tummelplatz für irre religiöse Fanatiker“?
HISTORISCH UNGENAU?
1850 behauptete ein deutscher Kommentar zur Bibel, dass der Name des Königs Belsazar außerhalb des Buches Daniel nicht gefunden werden könne und dass dieser König Babylons ein Hirngespinst des Autors sei.
Vier Jahre später, im Jahre 1854, leitete ein britischer Konsul im Irak im Auftrag des Britischen Museums Ausgrabungen an den Ruinen eines antiken Turms. Er entdeckte einige ca. zehn Zentimeter große Tonzylinder, die eine Inschrift in Keilschrift, datiert auf das sechste Jahrhundert v. Chr., trugen. In Discoveries from Bible Times (Entdeckungen aus biblischen Zeiten) beschreibt Alan Millard, was daraufhin passierte:
„Als der Konsul seine Funde nach Bagdad brachte, gelang es seinem älteren Kollegen, die Inschrift zu lesen. Dieser war glücklicherweise Sir Henry Rawlinson, einer derjenigen, die die babylonische Keilschrift entziffert hatten. Rawlinson erkannte sofort die Bedeutung dieser Tonzylinder.
Die Inschriften waren auf Geheiß des babylonischen Königs Nabonidus (555-539 v. Chr.) verfasst worden ... sie bewiesen, dass der zerstörte Turm ein Tempel der Stadt Ur gewesen war. Der Text enthielt ein Gebet für ein langes Leben und Gesundheit für Nabonidus - und für seinen ältesten Sohn. Der Name dieses Sohnes war, in klarer Schrift zu lesen, Belsazar.“
Die Tatsache, dass Nabonidus als Kronprinz beschrieben wird, als Thronerbe, und als solcher die Nummer zwei in der Rangordnung des Reiches, passt perfekt zur biblischen Beschreibung, die andeutet, dass Daniel die dritthöchste Position innehielt.
Viele der Vorwürfe historischer Ungenauigkeit im Buch Daniel fußen auf fehlenden archäologischen Beweisen, die Daniels Aussagen untermauern würden. Aufgrund des gegenwärtigen rationalistischen Denkens wird die Bibel, wie andere historische Dokumente, so lange als suspekt betrachtet, bis anerkannte Beweise vorliegen.
Wir sollten jedoch festhalten, dass die Archäologie nur eine unvollständige Beweisführung zulässt, da es ständig neue Entdeckungen gibt. Niemand weiß genau, was morgen entdeckt werden könnte. Das bloße Fehlen archäologischer Funde beweist nicht, dass ein in der Bibel beschriebenes Ereignis nicht stattgefunden hat. Viele antike Orte wurden durch Kriege, Erdbeben und Vulkanausbrüche zerstört. Andere Schauplätze verschwanden unter den Fundamenten moderner Bauten.
Archäologie ist nur eine unvollständige Beweisführung, eine fortwährende Entdeckungsreise. Niemand weiß genau, was morgen entdeckt werden könnte.
Allerdings sind genügend Beweise ans Licht gekommen (zum Beispiel durch die Inschriften am Nabonidus-Zylinder und der Ostindischen Tafel, die beide im Britischen Museum ausgestellt sind), sodass die ersten Kapitel des Buches Daniel von den Gelehrten als angemessene historische Repräsentation der neo-babylonischen und medo-persischen Periode anerkannt werden.
DIE SPRACHBARRIERE
Ein anderer Einwand ist, dass Daniel nicht im 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben worden sein kann, da das Buch einige griechische Wörter enthält und man annimmt, dass die Juden vor der Zeit Alexander des Großen keinen Zugang zum Griechischen hatten.
Es ist zwar richtig, dass sich die griechische Sprache und Kultur erst durch die Eroberungen Alexanders in größerem Maße ausgebreitet haben, aber Sprachen verbreiten sich auch auf Grund anderer Faktoren, wie dem internationalen Handel.
Die Region, in der Daniel lebte, war nicht nur mit Handel befasst, sondern auch ein kosmopolitisches Zentrum. Das Neo-Babylonische Reich existierte zeitgleich zur aufblühenden hellenistisch-griechischen Zivilisation. Kulturelle und diplomatische Beziehungen zwischen Athen und Babylon sind daher anzunehmen. Interessanterweise beziehen sich die meisten griechischen Wörter, die im Buch Daniel verwendet werden, auf Musikinstrumente, was auf kulturelle Beziehungen zwischen diesen Völkern schließen lässt.
Daniel bekleidete hohe Ämter im Neo-Babylonischen und Medo-Persischen Reich. Diese Reiche waren von ihrer Natur her multi-ethnisch; Daniels Positionen verlangten fast mit Sicherheit zumindest eine gewisse Kenntnis von Sprachen.
PROPHEZEIUNG ODER GESCHICHTE?
Das zweite Argument gegen das Buch Daniel fußt auf der Behauptung, dass es erst 167 v. Chr. geschrieben worden sei, um die Juden während der syrischen Besetzung ihres Landes zu ermutigen. Antiochus Epiphanes versuchte zu der Zeit, im Tempel zu Jerusalem Götzendienst und heidnische Opfer einzuführen. (Das jüdische Hanukkah-Fest bezieht sich auf die Überwindung der heidnischen Praktiken des Antiochus.)
Die Kritiker des Buches Daniel nehmen an, dass sich viele der sehr spezifischen Prophezeiungen im Buch Daniel auf die Periode vor und inklusive dieser Zeit beziehen. Es ist richtig: Wenn man beweisen könnte, dass diese Beschreibungen nach den Ereignissen geschrieben worden waren und sie dadurch eigentlich historische Aufzeichnungen statt Prophezeiungen wären, würde jegliche göttliche Inspiration zurückgewiesen werden können.
Eine dieser in Frage gestellten Passagen findet man in Daniel 11, 31-32, worin Ereignisse geschildert werden, die sich mit den Aktivitäten des Antiochus Epiphanes decken: „Und seine Heere werden kommen und Heiligtum und Burg entweihen und das tägliche Opfer abschaffen und das Greuelbild der Verwüstung aufstellen. Und er wird mit Ränken alle zum Abfall bringen, die den Bund übertreten. Aber die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden sich ermannen und danach handeln.“
Die jüdischen Geschichtsbücher 1. und 2. Makkabäer liefern eine Beschreibung dessen, was zu jener Zeit geschah. Die Makkabäer waren jüdische Widerstandskämpfer, die sich weigerten, das Gesetz Gottes zu verwerfen und die syrische Religion anzunehmen.
Die historische Genauigkeit des Berichts in Daniel 11 wird in der Tat von 1. und 2. Makkabäer unterstützt. Aber wurde er vor oder nach den Ereignissen geschrieben? Einer der Makkabäer, Mattathias, gab 166 v. Chr. eine Rede, um die Juden im Sinne der Makkabäer zu einigen. In dieser Rede beschrieb er historische Persönlichkeiten von Abraham bis Daniel (1. Makkabäer 2, 51-60). Wenn Daniel ein Zeitgenosse Mattathias‘ gewesen wäre oder das Buch Daniel erst im Vorjahr geschrieben worden wäre, würde dann Daniel als einer der Vorfahren beschrieben werden?
Dies ist ein Punkt, der noch näher untersucht werden sollte.
EIN ANDERER DANIEL
Kritiker behaupten, dass es einen anderen Daniel gegeben hat oder dass ein Autor in der makkabäischen Zeit Daniels Namen und Ruf verwendet hat, um ein pseudoepigraphisches Werk zu verfassen.
Das Buch Hesekiel wurde im 6. Jahrhundert v. Chr., während der babylonischen Gefangenschaft, geschrieben und berichtet von einem prominenten „Daniel“, der lange vor dem 2. Jahrhundert v. Chr. gelebt habe. Hesekiel verbindet diesen Daniel mit Vorfahren, die wegen ihrer Rechtschaffenheit hervorgehoben wurden (Hesekiel 14, 13-14). Die Kritiker werfen ein, dass dieser Daniel nicht der in der Bibel beschriebene sei, sondern ein anderer Daniel - eine Gestalt der heidnischen Antike, die um 1400 v. Chr. gelebt haben soll. Wer ist dieser Daniel, auf den sich Hesekiel bezieht?
In Hesekiel 28, 3 finden wir einen weiteren Hinweis auf Daniel. Indem er den Fürsten von Tyrus beschreibt, sagt Hesekiel: „Siehe, du hältst dich für klüger als Daniel, daß dir nichts verborgen sei ...“ Der Daniel der Bibel wird als der weiseste der Weisen Babylons dargestellt. Er war auch in der Lage, die verborgene Bedeutung von Träumen zu interpretieren. Hesekiel bezieht sich eindeutig auf den biblischen Daniel. Unger‘s Bible Dictionary bezeichnet die Theorie von zwei verschiedenen Daniels als „höchst plausibel aber gewiss wenig stichhaltig“.
DANIEL UND ALEXANDER
Der Feldzug Alexanders des Großen erreichte Jerusalem um 332 v. Chr. Der jüdische Historiker Josephus, der im 1. Jahrhundert n. Chr. gelebt hat, beschreibt in seinen Antiquities of the Jews, was passiert war:
„Als Alexander Gaza erreicht hatte, beeilte er sich, nach Jerusalem hinaufzugehen. Der Hohepriester Jaddua geriet, als er dies vernahm, in Angst und Schrecken, da er nicht wusste, wie er den Mazedoniern entgegentreten sollte, nachdem er den König durch seinen Ungehorsam verärgert hatte.“
In dieser Krise entschloss er sich, Gottes Hilfe zu suchen und Opfer darzubringen. Gott erschien ihm in einem Traum und ermahnte ihn, Mut zu fassen, die Tore der Stadt zu öffnen und angetan mit den weißen priesterlichen Gewändern Alexander entgegenzutreten. Dies fand Anklang bei Alexander und er brachte Gott im Tempel Opfer dar. Josephus berichtet weiter: „Als ihm das Buch Daniel gezeigt wurde, worin Daniel schreibt, dass einer der Griechen das Persische Reich zerstören sollte, nahm er an, dass er selbst diese Person sei.“
Josephus war eindeutig der Meinung, dass das Buch Daniel vor der Ankunft Alexanders im 4. Jahrundert v. Chr. existierte.
Josephus war eindeutig der Meinung, dass das Buch Daniel vor der Ankunft Alexanders im 4. Jahrundert v. Chr. existierte.
DANIEL ALS TEIL DER HEILIGEN SCHRIFT
Die vielleicht wichtigste Frage im Zusammenhang mit der Datierung des Buches Daniel ist, ab wann es als Teil der Heiligen Schrift angesehen wurde.
Es ist eindeutig klar, dass Daniel am Beginn der 1. Jahrhunderts n. Chr. allgemein als Teil des biblischen Kanons galt. Matthäus bezieht sich in seinem Evangelium auf Daniel als Prophet und als Teil der hebräischen Schriften, des Alten Testaments (Matthäus 24, 15). Am Konzil zu Jamnia, das im Jahre 70 n. Chr., nach dem Fall Jerusalems, abgehalten wurde, diskutierte man, ob gewisse Bücher als Teil der Heiligen Schrift anerkannt bleiben sollten - Daniel stand nicht in Frage. Was wir von den Beratungen der jüdischen Religionsführer wissen, war Daniels Zugehörigkeit zum Kanon sogar niemals ein Diskussionspunkt. Das wird von den Schriftrollen, die 1947 in Qumran nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres gefunden worden sind, noch eindeutiger unterstrichen. Es wurden nicht nur verschiedene Kopien des Buches Daniel entdeckt, sondern auch Schriftrollen, die auf Daniel Bezug nahmen, unter anderem das Gebet des Nabonidus, Pseudo-Daniel und das Buch der Riesen.
Kürzlich publizierte Studien über das Thema Daniel und Qumran deuten an, dass das Kommen des Messias in der Essener-Gemeinschaft, von denen man allgemein annimmt, dass sie in Qumran gelebt haben, ein wichtiges Thema war. Wie die meisten jüdischen Sekten der dieser Zeit haben die Autoren der Qumran-Schriftrollen die 70-Wochen-Prophezeiung von Daniel 9 für die Berechnung der Zeit, wann der Messias kommen würde, benutzt.
In seinem Buch Calendar and Chronology, Jewish and Christian (1996) hat Roger T. Beckwith ausgeführt, dass die „Essenische Interpretation der 70 Wochen zuerst im Testament des Levi und den Pseudo-Moses-Dokumenten auftaucht ..., das bedeutet wahrscheinlich, dass diese vor 146 v. Chr. ausgearbeitet worden ist.“
„Diese Überlegungen machen das Problem mit dem Ursprung des Buches Daniel nicht leichter, sondern schwieriger.“
Beckwith, der auch Datierungen untersucht hat, die von anderen jüdischen Sekten aufgestellt worden sind, folgert: „Diese Überlegungen machen das Problem mit dem Ursprung des Buches Daniel nicht leichter, sondern schwieriger. Nichtsdestoweniger gehört das alles zu den Daten, die sich, besonders seit den Entdeckungen in Qumran, angesammelt haben und die es notwendig machen, die geläufige makkabäische Datierung des Buches neu zu untersuchen.“
Die neuesten Studien deuten an, dass vieles der messianischen Qumran Literatur, das sich auf Daniel bezieht, vor 150 v. Chr. datiert werden kann. Mit anderen Worten: zur Zeit der Makkabäer war Daniel bereits als Teil der Heiligen Schrift anerkannt. Auf dieser Basis konnte der Autor des Buches Daniel kein Zeitgenosse der Makkabäer oder der Autoren des Qumran-Materials gewesen sein. Diese Ansicht unterstützt auch den jüdischen Talmud, der lehrt, dass das Buch Daniel durch die Große Synagoge, und zwar bevor sie unter Simon, dem Gerechten, aufhörte zu existieren (ca. 300 v. Chr.), in den Kanon der Schriften aufgenommen worden ist. Die Juden glauben, dass der Kanon der Heiligen Schrift zu dieser Zeit geschlossen worden war und dem nichts mehr hinzugefügt werden konnte. Dies lässt auch die Schlussfolgerung zu, dass, entgegen der Meinung der Kritiker, die Behauptung Josephus‘ über Alexander nicht als patriotische Propaganda abgetan werden kann.
Die vielleicht wirkungsvollste Aussage über Daniel ist jedoch die Art und Weise, wie sein Werk von Jesus Christus und den Aposteln anerkannt worden ist. Sie sahen es ganz klar als prophetisch an. Die Anzahl von Hinweisen und Bezugnahmen auf Daniel im Neuen Testament machen das Buch zu einem der meist verwendeten Quellen der frühen Kirche.
Wenn also die historischen Fragen beantwortet und das Datum seiner Niederschrift klar als vor 167 v. Chr. und die Ereignisse um Antiochus Epiphanes festgelegt werden können, dann ist das Buch Daniel eines der außergewöhnlichsten Werke der Literatur, die je geschaffen worden sind. Es ist, wie ein Gelehrter kürzlich in einer unfangreichen Studie über dieses Thema angemerkt hat, sui generis, ein einzigartiges Buch. Vielleicht sollten wir deshalb dem, was es immer noch über die Zukunft der Menschheit zu sagen hat, viel mehr Bedeutung beimessen.