Ein Annäherungspunkt

Die Wissenschaft und die Bibel stimmen nunmehr überein, dass das Universum einen Anfang hatte. 

Die Frage nach den Ursprüngen - des Universums, des Lebens und des Menschen - scheidet seit dem Auftreten der großen naturwissenschaftlichen Denker die biblische Gemeinschaft von der weltlichen.

Seit der Zeit des Aristoteles vor rund 2400 Jahren bis vor relativ kurzer Zeit behauptet die Naturwissenschaft, das Universum sei ewig, nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt erschaffen.

Auf der anderen Seite stellte Mose über 1000 Jahre früher im ersten Buch der Bibel kategorisch fest, dass es definitiv einen Anfang des Universums gab.

Diese beiden Standpunkte scheinen unvereinbar, und doch ist die wissenschaftliche Gemeinschaft in den letzten Jahren offenbar zu einer Übereinstimmung mit der biblischen Lehre gelangt, wenn auch aus einer ganz anderen Blickrichtung.

In der Frage nach dem Ursprung des Universums hat das Denken des Aristoteles die weltlichen Denker mehr als zweitausend Jahre lang beherrscht. In der Antike betrachteten Astronomen den scheinbar unwandelbaren Himmel über sich, und ihre logische Folgerung war, das Universum, das wir kennen, sei statisch und ewig.

Im Lauf der Jahrhunderte änderten sich die Namen der Wissenschaftler, und die Theorien wurden komplexer, doch die Vorstellung eines ewigen Universums ohne Anfang blieb unangefochten.

Erst im 20. Jahrhundert wurden Indizien gegen diese Auffassung gefunden.

DAS WELTALL DEHNT SICH AUS 

Im Jahr 1929 erkannte Edwin P. Hubble als Erster anhand der Verlagerung von Spektrallinien in dem Licht, das ferne Galaxien abstrahlen, die Ausdehnung des Universums. Ebenso wie sich die Tonhöhe einer Polizeisirene beim Vorbeifahren verändert, verändert das Licht von den Galaxien, die sich von uns fortbewegen, geringfügig seine Farbe. Hubble schloss daraus, dass sich eine Galaxie, je weiter sie von uns entfernt ist, umso schneller von uns fortbewegt - gerade so, als würde sich das Universum in alle Richtungen gleichmäßig ausdehnen. Die Antithese hierzu ist, dass alle Galaxien in der Vergangenheit näher beieinander waren und dass sie noch früher alle am gleichen Ort waren.

Diese Entdeckung war der Auslöser für die kontinuierliche Entwicklung einer frühen Form der Theorie vom Urknall oder „Uratom“, wie Georges Lemaître 1927 geschrieben hatte. Seiner Annahme zufolge sind die Galaxien die übrig gebliebenen Trümmer der Explosion dieses Uratoms, die zur Ausdehnung des Universums führte. Allerdings war die wissenschaftliche Gemeinschaft noch eine Weile lang nicht bereit, diese Vorstellung zu akzeptieren.

Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie war 1917 veröffentlicht worden. Als Einstein diese Theorie formulierte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass sie - im Widerspruch zu den verfügbaren Indizien - ein sich ausdehnendes Universum voraussagte. Um diese Ausdehnung aus der Theorie auszuschließen, fügte er die sogenannte „kosmologische Konstante“ in seine Gleichungen ein. So blieb die Theorie in Übereinstimmung mit dem zeitgenössischen Denken und sagte ein statisches, ewiges Universum voraus.

Einstein sah die Einfügung der kosmologischen Konstante später als den größten Fehler seines Lebens an. Obwohl eigentlich Einstein die Ehre hätte haben können, die Ausdehnung des Universums vorausgesagt zu haben, fiel diese Ehre deshalb 12 Jahre später an Hubble.

Im Jahr 1948 legten die Astronomen Hermann Bondi, Thomas Gold und Fred Hoyle ihre Theorie vom stetigen Universum vor - trotz immer zahlreicherer Indizien dafür, dass es sich tatsächlich ausdehnte. Für sie war die Vorstellung von einem plötzlichen Anfang des Universums philosophisch unbefriedigend. Stattdessen nahmen sie an, während der möglichen Ausdehnung des Universums entstünde ständig neue Materie, um die infolge der Ausdehnung abnehmende Dichte auszugleichen. Diese neue Materie verdichte sich in neuen Galaxien, und diese träten an die Stelle der sich fortbewegenden Galaxien. So bleibe das Universum in einem „stetigen Zustand“ der Ausdehnung und Regeneration - und sehe daher immer gleich aus.

Ebenfalls 1948 baute der zu den USA übergelaufene russische Wissenschaftler George Gamow Lemaîtres Theorie zu der bekannteren Urknalltheorie aus. Nach dieser Theorie ist das Universum das Ergebnis einer enormen Explosion. Gamow und seine Kollegen postulierten, die verschiedenen Elemente, aus denen unser heutiges Universum besteht, seien in den ersten Minuten nach dieser extrem heißen kosmischen Explosion entstanden. Im Lauf der Zeit seien Wasserstoff und Helium, die durch den Urknall entstanden waren, abgekühlt und zu den ersten Sternen und Galaxien kondensiert.

Eine der Voraussagen, die aus der Urknalltheorie folgten, war, dass die Reststrahlung von der Explosion weiter abkühlen werde, während sich das Universum ausdehnt. Es wurde berechnet, dass die Strahlung jetzt eine Temperatur von etwa 270 0C haben müsste. Doch erst 1965 wurde diese Hintergrundstrahlung endlich entdeckt. Daraufhin gaben die meisten Astronomen die Theorie vom stetigen Universum auf, und die Urknalltheorie wurde allgemein akzeptiert.

Erst an diesem Punkt kam die wissenschaftliche Gemeinschaft endlich zur Übereinstimmung mit der biblisch orientierten Gemeinschaft, denn beide glaubten nun, dass das Universum tatsächlich vor einer bestimmten, endlichen Zeit einen Ursprung hatte - einen Punkt der Erschaffung.

RÜCKKEHR ZUM ALTEN 

Wie sich zeigt, ist das Alte nicht notwendigerweise das Falsche. Vielmehr hat die Wissenschaft Jahrtausende gebraucht, um das Wissen um die Ursprünge zu entdecken, das Mose im Buch Genesis niederschrieb. Vergessen wir nicht, daß diese Einigkeit erst seit 30 bis 35 Jahren besteht - nach Jahrtausenden der Uneinigkeit. In einer Welt, wo die meisten Menschen vom Urknall gehört haben und nur wenige sich an eine Zeit erinnern, in der er nicht allgemein akzeptiert war, ist dies leicht zu vergessen. Warum fiel es der sekularen Gemeinschaft dann so schwer, ein Universum in Betracht zu ziehen, das einen Anfang hatte? Warum war ein plötzlicher Anfang philosophisch unbefriedigend? Warum trugen Astronomen im Jahr 1948 die heute als unrealistisch geltende Theorie vor, es entstünde ständig Materie zwischen den Galaxien?

Warum fiel es der sekularen Gemeinschaft dann so schwer, ein Universum in Betracht zu ziehen, das einen Anfang hatte?

Die Antwort könnte im sogenannten „Genesis-Problem“ liegen. Dieses Problem ist im Wesentlichen eines der ersten Ursachen. Ein Grundprinzip der Physik ist, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Die erste Ursache für den Urknall und somit für das Universum muss etwas sein, das vor dem physischen Universum da war. Es ist interessant zu sehen, dass die Naturwissenschaft gerade aufgrund der Natur der Physik völlig außerstande ist, in die Zeit vor dem Urknall selbst zurückzuschauen. So ist jede Spekulation über diese erste Ursache gleichermaßen gültig, einschließlich der eines Schöpfergottes.

Ein Universum hingegen, das von Ewigkeit her existiert, braucht keine erste Ursache - keinen Schöpfer - und auch keine Erklärung für etwas, das die Naturwissenschaften nicht untersuchen können.

Warum fällt es einigen Menschen so schwer, Ereignisse in Betracht zu ziehen, die außerhalb der Reichweite der Naturwissenschaften liegen?

Es herrscht noch immer die Meinung vor, etwas, das nicht beobachtet oder im Experiment wiederholt werden kann, sei nicht real. Diese Vorstellung ist klar erkennbar in den Werken von Autoren wie dem darwinistischen Evolutionisten Richard Dawkins, der die Religion mit einem Virus vergleicht - ansteckender als die Blattern und von Generation zu Generation weitergegeben.

Doch ein Glaubenssystem, das das Übernatürliche, Nichtphysische ausschließt, lässt den Menschen allein mit der Entscheidung über sein Schicksal nach seinem Gutdünken, und mit der Freiheit, zu tun, was ihm beliebt. Noch schwerer wiegt jedoch, dass wir Gefahr laufen, die falschen Schlüsse über unsere Existenz zu ziehen, wenn wir die Möglichkeit von Dingen jenseits der Physik ignorieren.

UNSICHTBAR UND DOCH SICHTBAR 

Interessanterweise schildert die Bibel genau diese Haltung vieler Wissenschaftler: „Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obwohl sie von Gott wußten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden“ (Römer 1,20-22).

Offenbar hatte die Bibel die ganze Zeit recht, was den Ursprung des Universums betrifft. Aber sollte es uns überraschen, dass so viele in der wissenschaftlichen Gemeinschaft die Möglichkeit eines Schöpfergottes zu vermeiden suchen?

Freilich ist die Physik als Wissenschaft so angelegt, dass sie das Nichtphysische nicht untersuchen kann. Um das vollständige Bild zu erhalten, muss man sich über die Wissenschaft hinaus der göttlichen Offenbarung zuwenden. Wir ziehen wieder die Bibel zu Rate, wo Paulus von den Unterschieden zwischen menschlichem Verstehen und dem von Gott offenbarten spricht (1. Korinther 2,11-14):

Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden.“

In dieser Zeit, in der die Wissenschaft selbst ein populäres   Ersatz-Glaubenssystem geworden ist, sollten wir auf der Hut sein, dass die notwendige wissenschaftliche Methode uns trotzdem nicht blind macht für die Dinge, die nicht physisch sind. Denn wenn dies geschieht, sehen wir nicht das ganze Bild, und unser Verständnis ist unvollständig, wie es das der wissenschaftlichen Gemeinschaft bisher gewesen ist. Albert Einstein drückt es so aus: „Wissenschaft ohne Religion ist lahm; Religion ohne Wissenschaft ist blind.“ Weniger häufig zitiert, aber ebenso prägnant ist eine andere Bemerkung von Einstein: „Die Wissenschaft kann nur feststellen, was ist, aber nicht, was sein sollte, und außerhalb ihrer Reichweite bleiben Wert-urteile aller Art notwendig.“

Die Bibel beansprucht nicht, ein naturwissenschaftliches Lehrbuch zu sein, aber sie enthält dennoch Antworten auf zentrale Fragen   unserer Existenz.

Die Bibel beansprucht nicht, ein naturwissenschaftliches Lehrbuch zu sein, aber sie enthält dennoch Antworten auf zentrale Fragen   unserer Existenz, die wir nicht durch wissenschaftliche Methodik erfahren können. Sie zu übersehen führt zu Blindheit in lebenswichtigen Fragen. Auch angesichts der immer stärkeren naturwissenschaftlichen Indizien verdient sie eindeutig, weit genauer studiert zu werden; auch von denjenigen, die sie bisher vorschnell abgetan haben.