Worte der Weisheit

Jesus Christus vermittelte die wesentlichen Bestandteile göttlichen Verhaltens, wenn immer er seine Jünger lehrte oder seinen Feinden gegenübertrat. 

VORIGES LESEN

(TEIL 10)

ZUR SERIE

Selbst als Jesus mit seinen Jüngern über den bevorstehenden Verrat und seinem Tod redete, konnten sie nicht begreifen, was ihm bevorstand. Warum nicht?

Lukas, der Evangelist, sagt: „Aber dieses Wort verstanden sie nicht, und es war vor ihnen verborgen, so daß sie es nicht begriffen. Und sie fürchteten sich, ihn nach diesem Wort zu fragen“ (Lukas 9, 45). Es gab eine gewisse Zeitspanne bis zur Kreuzigung Jesu Christi, in der seinen Nachfolgern die Wirklichkeit der bevorstehenden Ereignisse verborgen war. Vielleicht war dies Gottes Absicht, um die Gruppe ein wenig länger zu schonen.

Das Gespräch über Jesu Tod fand auf dem Weg zwischen Cäsarea Philippi nach Kapernaum statt. Die Jünger hatten Jesus in den bergigen Nordteil des Landes begleitet; drei von ihnen hatten das ungewöhnliche Erlebnis, ihren Meister in einer Vision im Reich Gottes zu sehen. Es war eine unvergleichliche Erfahrung für sie und ein wichtiger Glaubensanker für die kommenden Jahre.

Sobald die Jünger zurück in Kapernaum waren, kamen einige Steuereinnehmer zu Petrus und fragten ihn, ob Jesus Tempelsteuer zahlen würde. Dies war zweifelsohne eine Falle, um zu testen, ob Jesus die religiöse Führung unterstützte. Petrus bestätigte ihnen, dass Jesus diese Steuer zahlte. Als Jesus davon hörte, wies er Petrus an, am nahen See seine Angel auszuwerfen; er würde einen Fisch mit einer Münze im Maul fangen. Alsdann würde er in der Lage sein, den Steuereinnehmern die geforderte Steuer zu zahlen (Matthäus 17, 24-27). Jesus wusste, dass er als Sohn Gottes nicht verpflichtet war, diese Tempelsteuer zu entrichten, wie aus dem Gespräch mit Petrus hervorgeht. In der Tat deutete Jesus an, dass seine Jünger als Bürger des zukünftigen Reiches Gottes auch nicht zur Zahlung der Tempelsteuer verpflichtet seien. Er wollte jedoch ein Beispiel seines Gehorsams gegenüber den Gesetzen des Landes setzen, indem er den Steuerbetrag mit Hilfe eines Wunders zahlte.

VON KINDERN UND SCHAFEN 

Diese Periode im Wirken Jesu ist von intensiver Belehrung seiner Jünger und nicht unbedingt durch Kontakt mit großen Menschenmengen geprägt. Jesus wusste, dass er nur noch eine kurze Zeit auf Erden hatte, vielleicht nur noch ungefähr ein Jahr. Es war an der Zeit, seine engsten Nachfolger so umfassend wie möglich zu unterrichten.

Eine Gelegenheit dafür bot sich, als die Jünger ihm nach einem Streit untereinander eine Frage stellten. „Wer ist der Größte im Reich Gottes?“, fragten sie. Tatsächlich hatten sie darüber argumentiert, wer von ihnen der Größte sei. Ihre Frage brachte einen fundamentalen Mangel an Verständnis über das Reich Gottes zutage.

Jesus konnte ihnen ihr Problem vor Augen führen, indem er ein kleines Kind in ihre Mitte holte. Er sprach: „... Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf“ (Matthäus 18, 1-5).

Die Jünger hatten darüber diskutiert, wer der Größte unter ihnen sein sollte. Jesus sprach: „Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.“ 

Wie viele Menschen waren auch die Jünger im Streben nach Macht und Prestige gefangen. Sie erkannten nicht, dass ihr Meister an diesen Dingen kein Interesse hatte. Jesu Beispiel des Kleinkindes war eine Zurechtweisung ihres egoistischen Denkens. Sie hatten darüber diskutiert, wer der Größte unter ihnen sein sollte. Jesus sprach: „... Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß“ (Lukas 9, 48). Der unerwartete Schlüssel zu Größe war Demut. Sie war auch eine Notwendigkeit, um ins Reich Gottes zu kommen.

Als Nächstes stellte Johannes eine Frage in Bezug auf einen Mann, der nicht ein Jünger war, aber dennoch ähnliche Werke tat. Johannes wollte erreichen, dass der Mann gestoppt würde. Jesus riet jedoch zu einer toleranteren Einstellung - man solle den Mann, der in Jesu Namen gute Werke tat, nicht daran hindern. Jesus sagte nicht, man solle sich dem Mann anschließen oder ihn willkommen heißen; man sollte ihn einfach nur seine guten Werke tun lassen. Jesus warnte die Jünger wiederum davor, etwas zu tun, was andere zur Sünde verleiten könnte. Wer dies tut, sagte er, „für den wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde“ (Markus 9, 38-42).

Jesus warnte auch davor, den eigenen menschlichen Wünschen zu erlauben, sich dem Streben nach dem Reich Gottes in den Weg zu stellen. Viele Dinge verursachen, dass Menschen sündigen, aber nichts davon bietet ausreichende Vorteile, um unser wichtigstes Ziel, das Reich Gottes, zu ersetzen. Jesus sagte, es sei besser, körperlich behindert ins Reich Gottes einzugehen, als es auf Grund rein physischer Lebensorientierung zu verpassen (Matthäus 18, 7-9).

Es war Jesus auch ein großes Anliegen, dass die Jünger lernten, was es bedeutet, der Menschheit zu dienen. Er fragte sie, ob denn ein Hirte nicht seine Herde verlassen würde, um nach einem verlorenen Schaf zu suchen. Er beschrieb einen liebevollen Schafhirten, der aus tiefer Sorge für jedes seiner Tiere die 99 Schafe verließ und auf intensive Suche nach einem einzigen verirrten Schaf ging (Vers 12-14). Dies war eine Demonstration von Gottes Fürsorge für die Schwächsten unter uns.

KONFLIKTBEWÄLTIGUNG 

Ein eher schwieriger Aspekt in den menschlichen Beziehungen ist es, anderen zu vergeben. Was sollten wir tun, wenn uns jemand Unrecht getan hat?

Während er noch in Kapernaum weilte, belehrte er seine Jünger darüber. Es ist nicht überraschend, dass er dieses immerwährende Problem auch zu seiner Zeit behandeln musste. Er sagte zu seinen noch nicht bekehrten Jüngern: „Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen“ (Vers 15).

Die meisten Menschen tun natürlich genau das Gegenteil: Sie gehen zu anderen und beschweren sich über den Freund, Verwandten oder Chef. Sehr selten gehen sie zu der Person, die sich an ihnen versündigt hat, egal, ob die Sünde wahr oder eingebildet ist. Dadurch wird das mitmenschliche Klima vergiftet, und es werden Menschen mit in den Konflikt hineingezogen, die ursprünglich gar nichts damit zu tun hatten.

Jesus nahm ferner auch Gelegenheit, den Jüngern beizubringen, dass eine feinfühlige Art der Konfliktlösung zerbrochene Beziehungen wieder kitten kann. Wer Groll gegen andere zulässt und nährt, macht die Lage für sich selbst und alle anderen nur schwieriger.

Was sollten wir jedoch tun, wenn die Person, bei der wir die Beschwerde vorbringen, uns nicht anhört? Jesus sprach: „Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde“ (Vers 16).

Jesus bezog sich auf das alttestamentliche Prinzip, Fakten durch Zeugen bestätigen zu lassen. Im Falle eines Konfliktes zwischen zwei Parteien, der durch ein privates Gespräch unter vier Augen nicht gelöst werden kann, muss das Ganze durch das Hinzuziehen von Zeugen an die Öffentlichkeit kommen. Es erfordert eine Bereitwilligkeit von beiden Seiten, auf jeden Fall Fortschritte zu erzielen. Und wenn das Problem auch auf dieser Ebene nicht aus der Welt geschafft werden kann, dann sagte Jesus: „Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner“ (Vers 17).

Natürlich gilt das nur, wenn einer gegen einen anderen gesündigt hat. Wenn keine Sünde stattgefunden hat, so gibt es keinen Grund, darüber zu debattieren oder Anstoß zu nehmen. Gibt es aber eine beweisbare Sünde und der Sünder hört auch auf eine erweiterte Gruppe nicht, so ist die Person wie ein Unbekehrter zu behandeln.

Jesus versicherte den Jüngern, dass seine Beziehung zu ihnen solide und zuverlässig sei und fügte zwei weitere Gedanken hinzu. Er sprach: „... Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Vers 18-19). Das heißt, dass die Kirche, die in naher Zukunft errichtet werden würde, was die Jünger noch nicht richtig verstehen konnten, fest in Jesus und seinem Vater verankert sein würde. Die Jünger konnten sicher sein, dass ihre, die Kirchengemeinde betreffenden Entscheidungen unterstützt würden und dass selbst eine kleine Gruppe von ihnen, die sich vor Gott versammelt, ein enges Verhältnis zu Gott haben würde.

Das Thema Vergebung beschäftigte Petrus offensichtlich immer noch. Er fragte: „... Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“

Petrus wollte die Vergebung, die wir anderen, die gegen uns sündigen, zeigen sollten, beschränken. Jesus machte jedoch klar, dass unsere Vergebung uneingeschränkt sein sollte.

Petrus wollte die Vergebung, die wir anderen, die gegen uns sündigen, zeigen sollten, beschränken. Jesus machte jedoch klar, dass unsere Vergebung uneingeschränkt sein sollte. Er erwiderte: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal“ (Vers 21-22). Das bedeutet nicht, dass wir im Falle einer reuelosen Einstellung tatsächlich vergeben können. In solchen Situationen müssen wir aber doch eine stets zur Vergebung gewillte Einstellung haben und keinen Groll gegen die Person hegen.

Jesus verdeutlichte, wie wahr diese Worte waren, indem er eine Geschichte erzählte: Es ging um einen Mann, dem von seinem Herrn ein Schuldenbetrag in Millionenhöhe erlassen wurde, der jedoch einen anderen, der ihm eine vergleichsweise unbedeutende Summe schuldete, sofort ins Gefängnis werfen ließ. Das Resultat war, dass der erste Mann ins Gefängnis geworfen wurde und seine Millionen zurückzahlen musste. Um seinen Standpunkt zu Vergebung und Gnade zu verdeutlichen, sprach Jesus: „So wird nun auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder“ (Vers 23-35).

DAS WICHTIGSTE ZUERST 

Viele sahen in Jesus nicht, wer er wirklich war, wie wir mehrere Male in dieser Artikelreihe gesehen haben. Selbst seine Jünger gewannen erst nach beträchtlicher Zeit, die sie mit ihm verbrachten, mehr Verständnis.

Es überrascht deshalb auch nicht, dass Jesu eigene Familie dasselbe Problem des Unglaubens hatte. Vor dem jährlichen Herbstfest, dem Laubhüttenfest, sagten Jesu Brüder zu ihm: „... Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt.“ Der Evangelist Johannes fügt noch Folgendes hinzu: „Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn“ (Johannes 7, 2-5).

Er antwortete darauf, dass seine Brüder zum Fest gehen sollten, er würde noch nicht nach Jerusalem gehen. Er wusste, dass es noch nicht an der Zeit für sein öffentliches Auftreten war. Nachdem seine Brüder weggegangen waren, machte er sich auf seinen Weg in die Stadt - aber im Geheimen.

Der Weg führte ihn durch Samaria, wo er in der Vergangenheit eine Frau an dem Wasserbrunnen getroffen und ihr erklärte hatte, dass er der Messias sei. Einige der Bewohner der Stadt hatten Jesus auch als den Retter der Welt erkannt. Dieses Mal war der Empfang jedoch anders. Als einige Boten vorausgingen, um seine Ankunft in einem samaritischen Dorf vorzubereiten, wurden sie enttäuscht. Die Bewohner lehnten ihn ab, weil er zum Fest nach Jerusalem ging. Die Samariter behaupteten nämlich, Gott solle am Berge Garizim in ihrer Region angebetet werden und nicht in Jerusalem.

Jakobus und Johannes, deren treffender Beinamen „Donnersöhne“ war, wurden darüber erbost. Sie fragten: „Herr, willst du, so wollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.“

Jesu Antwort wies die zwei Jünger zurecht. Er sprach: „Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Der Menschensohn ist nicht gekommen, das Leben der Menschen zu vernichten, sondern zu erhalten“ (Lukas 9, 51-56).

Auf dem Weg zu einem anderen Dorf kam ein Schriftgelehrter zu Jesus und eröffnete ihm, er wolle ihm folgen, wo immer er hingehe. Jesus machte darauf aufmerksam, dass der Preis der Jüngerschaft hoch sei, da dieser Lebensweg Selbstaufgabe und Hingabe erfordere (Matthäus 8, 19-22). Er sagte: „... Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9, 62).

Dies war vielleicht eine Bemerkung Christi zu seinem bevorstehenden Tod. Er wusste, dass er zielstrebig seiner unmittelbaren Berufung Folge leisten müsse.

GOTT MIT UNS? 

Als Jesus nach Jerusalem kam, fragten die Massen bereits nach ihm. Er war Gegenstand heftiger Debatten. Einige meinten, er sei der Messias, der endlich gekommen war, andere meinten, das könne nicht sein, denn der Ursprung des Messias sei unbekannt und Jesus käme doch aus Galiläa.

Jesus den religiösen Führern unter seinen Zuhörern, er lehre nur das, was der Vater ihm aufgetragen hatte - er lehre keine eigenen Ideen. Das, sagte er, sei das Markenzeichen eines wahren Dieners Gottes.

In einer der Diskussionen mit ihnen, ungefähr zur Halbzeit des Laubhüttenfestes, erklärte Jesus den religiösen Führern unter seinen Zuhörern, er lehre nur das, was der Vater ihm aufgetragen hatte - er lehre keine eigenen Ideen. Das, sagte er, sei das Markenzeichen eines wahren Dieners Gottes.

Ferner sagte er, dass die zuhörenden religiösen Führer versuchten, ihn zu töten. Sie erwiderten, er sei verrückt und müsse von Dämonen besessen sein, um so eine Anschuldigung zu machen.

Andere in der Menschenmenge hatten dasselbe auch gehört und vermuteten, dass die religiösen Autoritäten vielleicht auch dächten, er sei der Messias, sonst hätten sie bereits etwas gegen ihn unternommen. Einige sprachen: „Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?“ (Johannes 7, 11-31)

Diese Art von Gesprächen beunruhigte die Pharisäer. Sie ließen Jesus durch die Tempelwache verhaften.

Er erklärte den Menschen, dass er nur noch eine kleine Zeit bei ihnen weilen und dann an einen Ort gehen würde, wo sie ihn weder finden noch selber hingehen könnten.

Dies war der Menschenmenge ein großes Rätsel. Sie sprachen: „... Wo will dieser hingehen, daß wir ihn nicht finden könnten? Will er zu denen gehen, die in der Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren? Was ist das für ein Wort, daß er sagt: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen?“ (Vers 32-36).

Am letzten Tag des Festes erklärte Jesus öffentlich, dass der heilige Geist bald zur Verfügung stehen würde. Diese neue Wahrheit war etwas Unglaubliches.

Er sprach: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Vers 37-38).

Wie meinte er das? Johannes  erklärte: „Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht“ (Vers 39).

Einige folgerten, nachdem sie das gehört hatten, Jesus sei derjenige, dessen Kommen von Mose prophezeit worden war. Sie sprachen: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sprachen: Er ist der Christus.“ Wieder andere meinten, dass Christus aus Bethlehem kommen müsse, und dieser Mann käme doch aus Nazareth. Sie wussten nichts über seine Geburt, wie wir es heute wissen. So waren die Menschen uneins über ihn. Sogar die Tempelwächter waren verwirrt und wollten ihn nicht gefangen nehmen. Die Pharisäer sagten, dass weder sie noch die religiöse Führung an ihn glaubten, warum sollte es die Menschenmenge tun? Dies war ein sehr dürftiges Argument. Die an ihn glaubten, brauchten keine Zustimmung oder Erlaubnis der Obrigkeit (Vers 40-49).

Einer aus der religiösen Führung mit Namen Nikodemus hatte Jesus jedoch schon vorher getroffen. Er sagte, es sei weise, sich zuerst anzuhören, was Jesus zu sagen hatte, bevor man ihn übereilt verurteile. Seine Kollegen antworteten mit Spott: „... Bist du auch ein Galiläer? Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf“ (Vers 50-52).

Was hier geschah ist typisch für die Spaltung, die hervorgerufen wird, wenn einige erkennen, was Gott tut, und andere dies nicht erkennen können.

WER WIRFT DEN ERSTEN STEIN? 

Wir kommen nun zu einer Stelle, wo der Versuch, die vier Evangelien in Bezug auf den Bericht des Johannes miteinander in Einklang zu bringen, einige Herausforderungen mit sich bringt. Die Geschichte handelt von einer beim Ehebruch ertappten Frau. Manche glauben, dieser Teil der Bibel wurde später hinzugefügt. Obwohl man glaubt, dass es sich um einen authentischen Bericht einer wahren Begebenheit handelt, ist umstritten, wo genau er in die chronologische Reihenfolge hineinpasst.

Stets darum bemüht, Jesus eine Falle zu stellen, brachten die Pharisäer und Schriftgelehrten die Ehebrecherin vor Jesus, um sein Urteil zu hören. Sie war beim Ehebruch ertappt worden. Nach dem mosaischen Gesetz wurde man für diesen Akt der Sünde mit Steinigung bestraft. Ein paar Details dieser Situation sollten jedoch unsere Beachtung finden: Erstens wurde der Partner der Frau nirgends gesehen, und zweitens konnten keine Zeugen beigebracht werden.

Die große Weisheit Jesu wird offenbar, als er einfach anfing, mit dem Finger in den Staub zu schreiben. Die religiösen Führer hörten nicht auf, Fragen zu stellen. Schließlich richtete sich Jesus auf und forderte diejenigen, die ohne Sünde waren, auf, den ersten Stein auf die Frau zu werfen, und fuhr danach fort, im Staub zu schreiben. Die Ältesten gingen zuerst weg, weil sie erkannten, dass Jesus sie bloßgestellt hatte. Die Jüngeren verschwanden zuletzt nach und nach, bis nur noch Jesus und die Frau übrig blieben.

Jesus richtete sich wiederum auf und fragte die Frau: „Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt?“ Sie antwortete: „Niemand, Herr.“ „So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr“ (Johannes 8, 3 - 11).

Was hatte Jesus auf den Boden geschrieben? Dies wurde zum Gegenstand vieler Spekulationen, und niemand weiß es wirklich. In einer Weise ist es das, was er sagte und tat, weit wichtiger. Es zeigte sich wieder einmal, dass Jesus klüger als seine Feinde war, gerechter und barmherziger, und auch, dass er den Stellenwert von Gottes Gesetz im menschlichen Leben absolut unterstützte.

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(TEIL 12)