Leben nach dem Tod
Contents
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1. Übersicht2. Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod3. Haben wir eine unsterbliche Seele?4. Himmel und Hölle5. Auferstehung(en)6. Mehr über das Gericht
Übersicht
Tod ist ein unvermeidlicher Teil unserer Lebenserfahrung. Das Bestreben der Menschen, mit unterschiedlichen Methoden das Leben zu verlängern, zeugt von einer offenbar angeborenen Sehnsucht, unsere Begrenztheit zu überwinden. Medizinische Fortschritte, Bioengineering und Tieftemperaturtechnik sind Ausdruck unserer Schwierigkeit, das unvermeidliche Ende des Lebens zu akzeptieren.
Selbst einfache Redewendungen erinnern uns daran, dass Tod etwas ist, mit dem wir Schwierigkeiten haben. Der allgemein übliche Ausdruck von uns gegangen ist ein Euphemismus, der in abendländischen Kulturen oft verwendet wird, wenn jemand gestorben ist. Die Sprachwissenschaftler Keith Allan und Kate Burridge erklären: „Viele Völker haben den Tod als Aufbruch der Seele in das Leben nach dem Tod gesehen und ihre Toten mit Ausstattungsgegenständen aller Art begraben […], die ihnen auf dem Weg helfen sollten. So wird der Tod oft euphemistisch als Reise zu einem besseren Ort für die Seele des oder der Verstorbenen dargestellt“. Im Deutschen gibt es dafür zahllose Ausdrücke wie heimgehen, von uns gehen, hinscheiden oder sich verabschieden.
Unabhängig davon, welche Wörter gebräuchlich sind, wird in den meisten Kulturen und Traditionen an ein Leben nach dem Tod geglaubt. Selbst bei Menschen, die nicht religiös sind oder nicht aktiv an ein Leben nach dem Tod glauben, vermittelt die Art, über den Tod zu sprechen, subtil die althergebrachte Vorstellung, dass es danach etwas geben muss. Dieses Thema wiederholt sich über Jahrhunderte hinweg in kulturellen und religiösen Traditionen. Einige seiner Ausprägungen werden wir hier betrachten. Danach wird beleuchtet, was die Bibel über die menschliche Erfahrung nach dem Leben sagt.
Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod
Einige der frühesten dokumentierten Vorstellungen davon, was nach dem Tod geschieht, kommen von den Ägyptern: Sie glaubten, dass beim Tod eine unsterbliche Seele den physischen Körper verlässt, um in einer anderen Existenz weiterzuleben. Das Thema einer unsterblichen Seele klingt über viele Zeiten und Kulturen hinweg immer wieder an.
Ägyptische Darstellung einer „Sonnenbarke“, die den auferstandenen König mit dem Sonnengott Ra über den Himmel trägt.
Manuel Velasco, iStock
Die abendländischen Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod wurden stark von der platonischen Philosophie beeinflusst; ihr zufolge ist das menschliche Bewusstsein eine unsterbliche Seele, die in einem materiellen Körper gefangen ist. Die Griechen glaubten, in dem materiellen Zustand sehnten sich die Seelen unbewusst danach, dem Körper und dem Bereich des Materiellen zu entfliehen, und beim Tod kehre die Seele in das Reich des Geists zurück, wo ihr Ursprung sei.
In einigen modernen Traditionen des Christentums und des Islam kann eine unsterbliche Seele zu einem Ort gehen, wo sie auf das Endgericht wartet, das entscheidet, ob sie in den Himmel (das Paradies) oder die Hölle (Bestrafung) kommt. Andere lehren, die Seele gehe beim Tod direkt in den Himmel oder die Hölle.
Im Judentum hat es verschiedene Lehren über ein Leben nach dem Tod gegeben. Auch im modernen jüdischen Denken – ebenfalls beeinflusst durch die griechische Philosophie – gibt es die Vorstellung, dass eine unsterbliche Seele nach dem Tod den Körper verlässt.
In anderen religiösen Traditionen finden sich alternative Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. So lehren Buddhismus und Hinduismus die Reinkarnation; bei vielen indigenen Kulturen gibt es dagegen den Glauben, dass das Leben nach dem Tod mit den Geistern der Ahnen in der Natur wieder verkörpert wird. Manche, die sich mit Spiritualität nicht identifizieren, stützen sich auf Dinge wie die Simulationshypothese, um den Tod und das Leben nach dem Tod zu verstehen, während atheistische Sichtweisen eine breite Vielfalt von Vorstellungen umfassen, die alle ein komplettes Ende dessen akzeptieren, wer und was wir in diesem Leben sind.
Auch in Kunst und Kultur finden sich allenthalben Darstellungen eines Lebens nach dem Tod. Filme und Fernsehformate wie Ghost – Nachricht von Sam oder The Sixth Sense und Serien wie The Good Place oder Ghosts illustrieren die Vorstellung einer unsterblichen Seele.
Vor dem Hintergrund dieser Gedanken beleuchten wir im Folgenden das Leben nach dem Tod aus der Sicht der Bibel, die als vollständiges Narrativ die Bestimmung der Menschheit erklärt.
In dem biblischen Buch Prediger sinnt der Autor darüber nach, dass Gott die Menschen mit einem Gefühl von Ewigkeit geschaffen hat, aber ohne volles Verstehen, was das bedeutet.
Prediger 3, 11
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.Beginnen wir damit, was die hebräische heilige Schrift darüber sagt, was geschieht, wenn wir gestorben sind.
Haben wir eine unsterbliche Seele?
Unter allen religiösen Traditionen ist die häufigste Vorstellung von einem Leben nach dem Tod die einer unsterblichen Seele. Wird dies durch das biblische Narrativ bestätigt?
1. Mose 2, 7
Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen [Hebräisch: nefesch].Das Wort nefesch wird überall in der hebräischen heiligen Schrift auf verschiedene Arten und mit einer Vielfalt von Bedeutungen verwendet, aber im Kontext von 1. Mose 2, 7 kommt der Ausdruck „lebendiges Wesen“ dem Gemeinten am nächsten.
Von einem Leben zum nächsten
Neben den in diesem Artikel erwähnten Religionen lehren mehrere andere wichtige Religionen heute die Unsterblichkeit der Seele, doch jede auf ihre eigene Weise.
In der hebräischen Bibel wird nicht auf eine unsterbliche Seele Bezug genommen, aber in deutschen Übersetzungen lässt sich der Begriff Seele finden. Meistens ist dies eine Übersetzung des hebräischen nefesch. Laut dem Hebrew and Aramaic Lexicon of the Old Testament kann nefesch unter anderem Atem, lebendiges Wesen oder Leben bedeuten.
Die hebräische Sicht ist hier, dass Menschen lebendige Wesen wurden, als Gott ihnen Leben einhauchte. Wenn sie starben, kam der Lebensatem zum Stillstand, und das Bewusstsein hörte auf.
Das Wort Geist kommt in den hebräischen Texten vor, aber ist das das Gleiche wie eine unsterbliche Seele? Zum Beispiel:
1. Samuel 1, 15
Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr! Ich bin eine betrübte Frau [von betrübtem Geist, ruach]; Wein und starkes Getränk hab ich nicht getrunken, sondern mein Herz [nefesch] vor dem HERRN ausgeschüttet.Das hier im Sinn von „Geist“ zu verstehende Wort ruach kann Brise, Wind oder Atem bedeuten. Heißt das, dass wir einen Geist in uns haben, und ist das das Gleiche wie eine Seele? In diesem Fall bringt Hanna einfach einen kummervollen Gemütszustand zum Ausdruck. Das machen die Übersetzungen deutlich – in der Zürcher Bibel nennt Hanna sich hier „verzweifelt“, in der Gute Nachricht Bibel „unglücklich“.
Das Wort ruach kann in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben, z. B. Wind oder Atem. Es kann auch die Vorstellung einer beseelenden Kraft ausdrücken, selten auch den Denkprozess eines Menschen. Die Vorstellung individueller unsterblicher Seelen vermittelt es jedoch nicht.
Salomo spricht eine Erfahrung des Tods an, die allen Geschöpfen gemeinsam ist; Menschen und Tiere erwartet das gleiche Schicksal, wenn ihre Atmung aufhört – der Tod.
Prediger 3, 19
Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Odem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh; denn es ist alles eitel.Von den ersten Kapiteln an stellt die Bibel den Tod konsistent mit ähnlichen Begriffen dar:
1. Mose 3, 19
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.Prediger 9, 5
Die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen.Aus diesen Schriftstellen ist die hebräische Sicht vom Tod ersichtlich: Das Leben endet, wenn der Atem den Körper verlässt; wir funktionieren als psychophysische Wesen mit der Kraft der Intelligenz, und wir sind aus den Elementen der Erde gemacht. Zu diesem Ausgangszustand kehren wir nach dem Tod zurück.
Himmel und Hölle
Wie passen die Vorstellungen von Himmel und Hölle zu der biblischen Lehre über das Leben nach dem Tod?
Die Vorstellung eines Orts ewiger Qualen ist in den Religionen und Kulturen so verbreitet, dass man bei dem Wort Hölle sofort ein bestimmtes Bild vor Augen hat. Aber das kommt nicht aus der Bibel. Das Interpreter’s Dictionary of the Bible stellt fest: „Nirgends im Alten Testament wird die Wohnstatt der Toten als ein Ort der Bestrafung oder Qual gesehen. Die Vorstellung einer Inferno-artigen ,Hölle‘ entwickelte sich in Israel erst in der hellenistischen Periode“ (ab dem 4. Jahrhundert v. Chr.). In dieser Epoche wurden viele religiöse und philosophische Gedanken der Griechen in der gesamten Region einflussreich. Merriam-Webster’s Encyclopedia of World Religions betont: „Viele formelle Aspekte der hellenistischen Religion […] bestehen noch heute in den jüdischen und christlichen Traditionen.“
In diesem Holzschnitt von 1866 von Gustave Doré, der gedruckte Ausgaben von Dantes Inferno ziert, führt der römische Dichter Virgil Dante durch die Hölle.
Im Neuen Testament kommen drei Wörter vor, die mit „Hölle“ übersetzt werden (gehenna, hades und tartaros), doch keines davon bezeichnet in der Bibel einen Ort der Qualen für unsterbliche Seelen.
Ähnliche Fehlannahmen wurden mit dem Begriff Himmel verbunden. Der Apostel Johannes stellt klar, dass nur eine Person jemals in den Himmel aufgefahren ist:
Johannes 3, 13
Niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.Nach seiner Auferstehung sprach Jesus mit Maria Magdalena:
Johannes 20, 17
Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.Diese Passage zeigt nicht nur, dass Christus zuerst auferstand und danach in den Himmel auffuhr, sondern sie identifiziert den Himmel auch als Gottes Wohnstatt.
So ist auf dieser Grundlage die Existenz des Himmels belegt, aber man sieht niemanden, der direkt nach dem Tod in den Himmel kommt, nicht einmal Christus.
Dass Christus auferweckt wurde, ist zentraler Glaubensinhalt des Christentums, aber was geschieht mit allen anderen?
1. Korinther 15, 20–23
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören.Werden nur die auferweckt, die erlöst wurden? Muss man ein guter Mensch sein, ein christusähnliches Leben führen oder etwas Bestimmtes glauben?
Apostelgeschichte 24, 15 (Einheitsübersetzung)
Ich habe dieselbe Hoffnung auf Gott, die auch diese hier haben: dass es eine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten geben wird.Offenbarung 20, 12 (Einheitsübersetzung)
Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen; und ein anderes Buch, das Buch des Lebens, wurde geöffnet. Die Toten wurden gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war, nach ihren Taten.Diese Bibelstellen zeigen, dass die Auferstehung für alle Menschen ist, die je gelebt haben, wer sie auch waren, was sie auch geglaubt haben und was sie auch getan haben – ob gut oder böse.
Johannes 5, 28–29
Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.Aber was bedeutet „Gericht“? Werden manche Menschen auferweckt, nur um dafür verdammt zu werden, wie sie gelebt haben? Um die Antwort auf diese Frage zu finden, muss man den Kontext kennen und mehr über das Thema Auferstehung wissen.
Auferstehung(en)
Ausgehend von der bis hier geschaffenen Grundlage ist zu erkennen, dass das Ende des körperlichen Lebens das Ende aller Aspekte des lebendigen Wesens bedeutet. Aber laut der Bibel ist dann nicht alles zu Ende. Die folgenden Schriftstellen verweisen auf eine Auferstehung zum Leben:
1. Samuel 2, 6
Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.Jesaja 26, 19
Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.Hesekiel 37, 4–6
Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.(Hier ist anzumerken, dass die zuletzt zitierte Passage aus dem Buch Hesekiel nicht nur eine künftige Auferstehung prophezeit; sie dient darüber hinaus als Metapher für eine Wiederherstellung des alten Volks Israel nach der Gefangenschaft einige Jahrhunderte vor der Zeit Christi.)
Immer wieder steht in der heiligen Schrift, dass Gott die Toten aus dem Grab auferweckt. Wir können den Tod erfahren und zu einem Zustand des Lebens zurückkehren. Die folgende Passage aus den Apokryphen gibt die jüdische Auffassung um die Zeit Christi wieder:
2. Makkabäer 7, 9 (Gute Nachricht Bibel)
Sterbend sagte [ein junger Mann, der gefoltert wurde] zum König: »Du Verbrecher! Du kannst uns zwar dieses Leben nehmen, aber der König der ganzen Welt wird uns zu einem ewigen Leben erwecken, weil wir im Gehorsam gegen seine Gesetze gestorben sind.Aus diesen alttestamentlichen und historischen Quellen ist ersichtlich, dass die Vorstellung einer Auferstehung nach dem Tod in der jüdischen Welt fest etabliert war.
Geht man zu den apostolischen Schriften des Neuen Testaments über, zeigt sich, dass die Traditionen und Ansichten der zeitgenössischen jüdischen Gemeinschaft sich nicht geändert haben. Auch Jesus spricht von Auferstehung.
Markus 12, 25
[Jesus antwortete den Sadduzäern:] Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel.An dieser Stelle verwahrt sich Jesus gegen die Fragen einer Gruppe, die versucht, ihn in eine Diskussion über die Tradition der Leviratsehe zu verwickeln (5. Mose 25, 5). In seiner Antwort bestätigt Jesus die Auferstehung von den Toten und stellt klar, dass die Auferweckten als Geistwesen Körper wie die Engel bekommen und nicht heiraten; dies impliziert, dass ihr Körper ohne Geschlecht ist.
Das Johannesevangelium macht nähere Angaben über die Auferstehung zu ewigem Leben, wie sie geschieht und was nötig ist, um ihrer teilhaftig zu werden.
Johannes 6, 40, 44
Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. […] Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.Johannes 3, 16
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.Im Zusammenhang mit der Auferstehung wird ewiges Leben als das volle Potenzial für Menschen in Gottes Plan identifiziert. Auch wird ausgesagt, dass nur Gott Menschen zu einer einzigartigen Beziehung mit sich berufen kann – ob in diesem Leben oder nach einer künftigen Auferstehung.
Johannes 6, 54
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.Johannes 11, 25–26
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?Mehrere der bis hier vorgestellten Bibelstellen weisen auf eine weitere Auferstehung hin. Es gilt, dies näher zu ergründen.
Tod und Auferstehung Jesu – die Beweislage
Der Neutestamentler Craig A. Evans und Vision-Herausgeber David Hulme sprechen über Beweise für den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.
Die Bibel gibt eine zeitliche Einordnung der Auferstehung. Wie bereits angemerkt wird in 1. Korinther 15, 22–23 berichtet, dass Christus als Erster auferstand; als Nächstes werden die, die in eine Beziehung mit ihm berufen worden sind, zu ewigem Leben auferweckt werden. Hierauf geht Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher ausführlicher ein:
1. Thessalonicher 4, 13–17 (Gute Nachricht Bibel)
Wir wollen euch nicht im Unklaren lassen, liebe Brüder und Schwestern, wie es mit denen aus eurer Gemeinde steht, die schon gestorben sind. Dann braucht ihr nicht traurig zu sein wie die übrigen Menschen, die keine Hoffnung haben. Wir glauben doch, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Ebenso gewiss wird Gott auch die Verstorbenen durch Jesus und mit ihm zusammen zum ewigen Leben führen. Mit einem Wort des Herrn sagen wir euch: Die Brüder und Schwestern, die schon gestorben sind, werden gegenüber uns, die beim Kommen des Herrn noch am Leben sind, nicht benachteiligt sein. Wenn Gottes Befehl ergeht, der oberste Engel ruft und die himmlische Posaune ertönt, wird Christus, der Herr, selbst vom Himmel kommen. Zuerst werden dann alle, die im Vertrauen auf ihn gestorben sind, aus dem Grab auferstehen. Danach werden wir, die noch am Leben sind, mit ihnen zusammen auf Wolken in die Luft gehoben und dem Herrn entgegengeführt werden, um ihn zu empfangen. Dann werden wir für immer mit ihm zusammen sein.Mit dieser Passage soll manchmal belegt werden, dass Christen beim Tod in den Himmel kommen – aber sie handelt vom zweiten Kommen Christi, wenn er vom Himmel auf die Erde zurückkehrt. Den Gläubigen, die damals noch lebten, verheißt sie eine Wandlung ihres Zustands vom Physischen zu Geist, ohne erst zu sterben. Sie werden „in der Luft“ mit ihm zusammenkommen, wenn er herabsteigt, und zu ihnen werden die kommen, die im Glauben gestorben und direkt vor den noch lebenden Gläubigen zum Geistleben auferweckt worden sind.
Aber was ist mit all denen, die in diesem Leben nie die Chance hatten, ihn zu kennen und ihm nachzufolgen? Die Apostel kamen zu der Auffassung, dass der Auferstehung der Gläubigen eine zweite Auferstehung folgt – die Auferstehung zum Gericht –, eine Zeit, in der sie in eine Beziehung zu Gott kommen und lernen können, nach seinem Weg zu leben.
Johannes 5, 28–29
Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.Mehr über das Gericht
Die Bibel weist darauf hin, dass es verschiedene Zeiten des Gerichts gibt. Diejenigen, die in diesem Leben in eine Beziehung mit Gott berufen werden (Johannes 6, 44), sollen nicht nur an Christus glauben, sondern sie werden auch danach gerichtet oder beurteilt, wie ernstlich sie Gottes Weg gefolgt sind und das liebende, mitfühlende Denken Christi übernommen haben.
1. Petrus 4, 17 (Gute Nachricht Bibel)
Denn jetzt ist die Zeit, in der das Gericht Gottes bei seiner Gemeinde den Anfang nimmt.Offenbarung 20, 12 (Gute Nachricht Bibel)
Ich sah alle Toten, Hohe und Niedrige, vor dem Thron stehen. Die Bücher wurden geöffnet, in denen alle Taten aufgeschrieben sind. Dann wurde noch ein Buch aufgeschlagen: das Buch des Lebens. Den Toten wurde das Urteil gesprochen; es richtete sich nach ihren Taten, die in den Büchern aufgeschrieben waren.Gericht kann allerdings ein verwirrender Begriff sein. Um der Klarheit willen ist anzumerken, dass Gericht in einem biblischen Kontext nicht generell eine Szene wie im Gerichtssaal bedeutet, mit der Verurteilung und Bestrafung von Missetätern als Ziel. Hilfreich kann sein, es sich eher als Gelegenheit vorzustellen, Dinge in Ordnung zu bringen – Unterdrückung und Ungerechtigkeit auszumerzen, sodass eine Welt voll Freude, Gerechtigkeit und Frieden entsteht. Einige Beispiele aus der Bibel mögen illustrieren, welche Art des Urteilens Gott inspiriert.
Psalm 72, 1–4 (Gute Nachricht Bibel)
Gott, gib dem König Weisheit, damit er in deinem Sinn Recht sprechen kann; ihn, den rechtmäßigen Erben des Thrones, mach zum treuen Bewahrer deiner Rechtsordnung! Unparteiisch soll er dein Volk regieren und den Entrechteten zu ihrem Recht verhelfen! Unter seiner gerechten Herrschaft wird das Volk dann in Frieden leben und Wohlstand haben im ganzen Land mit seinen Bergen und Hügeln! Den Benachteiligten soll er Recht verschaffen und den Bedürftigen Hilfe bringen;
aber die Unterdrücker soll er zertreten!Psalm 96, 10–13
Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.Die Menschen, die in eine Beziehung mit Gott berufen worden sind und sich verpflichten, heute ein Mitglied der Familie Gottes zu sein, haben somit die Chance, in Einklang mit Gottes Absicht zu leben – in einem Prozess der Versöhnung, des Lernens, des Praktizierens, der Bewertung und des Annehmens. Die aber, die darauf beharren, Gott abzulehnen, nachdem ihnen diese Chance gegeben wurde, werden ihrerseits von ihm verworfen werden und sich dadurch dem Gericht in dem traditionelleren Sinn ausliefern.
Die Botschaft an die Menschen, die sich entscheiden, Christus in diesem Leben zu folgen, ist somit höchst hoffnungsvoll und ermutigend.
Johannes 3, 14–16
[…] so muss der Menschensohn erhöht [gekreuzigt] werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.Aus anderen Passagen ist jedoch erkennbar, dass Jesus nicht nur für die gestorben ist, die in diesem Leben zum Glauben an ihn kommen. Ein Beispiel ist die Nebenbemerkung in der folgenden Passage:
Offenbarung 20, 4–5 (Gute Nachricht Bibel)
Dann sah ich Thronsessel. Denen, die darauf Platz nahmen, wurde die Vollmacht erteilt, Gericht zu halten. […] Die übrigen Toten wurden noch nicht wieder lebendig; das wird erst geschehen, wenn die tausend Jahre um sind.
Das ist die erste Auferstehung.Vers 4 bezieht sich auf eine tausendjährige Zeit, in der Christus eine vollständige Wiederherstellung der Erde leiten wird (der Evangelist Lukas erwähnt die Wiederherstellung in der Apostelgeschichte und schreibt über Jesus: „Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“ [Apostelgeschichte 3, 21]); nach diesen tausend Jahren – oft als Millennium bezeichnet – werden alle, die je gelebt haben, auferweckt und bekommen die Chance, wieder zu leben.
Wird die Zeit knapp?
Muss man in diesem Leben zum Christentum bekehrt werden, um im nächsten keine ewige Bestrafung zu erleiden? Die Bibel sagt davon nichts.
Dies ist also die zweite Auferstehung, und den Menschen, die daran teilhaben, wird für ihre Zeit des Gerichts ein physischer Körper gegeben – ihre Chance, in jener wiederhergestellten Welt, in der es dank Gottes gerechtem Gericht fair und ohne Unterdrückung zugehen wird, Gottes Wege zu lernen und zu befolgen. Gottes Ziel ist, dass die Menschheit und die gesamte Schöpfung mit ihm versöhnt werden, wenn er Gerechtigkeit auf der Erde schafft.
In den Psalmen finden sich weitere Bezüge auf Gottes gerechtes Gericht. Zum Beispiel:
Psalm 119, 137–138 (Gute Nachricht Bibel)
Herr, du erfüllst, was du versprochen hast, und deine Urteilssprüche sind gerecht. Durch deine Weisungen hast du bewiesen, dass Recht und Treue all dein Tun bestimmen.
Gott wird ein Königreich der Gerechtigkeit errichten, und jeder Mensch, der einmal gelebt hat, wird auferweckt werden, um es zu erleben.
Offenbarung 20, 11–15 (Gute Nachricht Bibel)
Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der darauf sitzt. Die Erde und der Himmel flohen bei seinem Anblick und verschwanden für immer. Ich sah alle Toten, Hohe und Niedrige, vor dem Thron stehen. Die Bücher wurden geöffnet, in denen alle Taten aufgeschrieben sind. Dann wurde noch ein Buch aufgeschlagen: das Buch des Lebens. Den Toten wurde das Urteil gesprochen; es richtete sich nach ihren Taten, die in den Büchern aufgeschrieben waren. Auch das Meer gab seine Toten heraus, und der Tod und die Totenwelt gaben ihre Toten heraus. Alle empfingen das Urteil, das ihren Taten entsprach.
Der Tod und die Totenwelt wurden in den See von Feuer geworfen. Dieser See von Feuer ist der zweite, der endgültige Tod. Alle, deren Namen nicht im Buch des Lebens standen, wurden in den See von Feuer geworfen.In dieser Zeit haben alle Gelegenheit, die Wege zu lernen, die zum ewigen Leben führen, und in einer Beziehung mit Gott zu leben. Danach werden sie aufgrund ihres Verhaltens gerichtet oder beurteilt. Jeder Mensch wird Gelegenheit haben, sich für seine eigenen Entscheidungen zu verantworten, wenn er seine persönliche Berufung, Teil von Gottes Familie zu werden – Gottes Kind –, entweder ablehnt oder annimmt.
Doch Gottes Hoffnung ist, dass tatsächlich alle diese Berufung annehmen.
2. Petrus 3, 9
Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.Matthäus 18, 14
So ist’s auch nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, dass auch nur eines von diesen Kleinen verloren werde.Das übergeordnete Thema in der gesamten Bibel ist der Wille, dass jeder Mensch dann, wenn Gott bestimmt, dass es die richtige Zeit für ihn ist, Gottes Weg des Lebens kennt. Jeder wird zu seiner spezifischen Zeit zu einer Beziehung mit dem Schöpfer eingeladen werden und die Chance zu ewigem Leben haben.
Warum ewiges Leben?
Das biblische Narrativ definiert die Bestimmung für die gesamte Schöpfung: Gott und Christus bauen eine erweiterte Familie auf, die nach den Wegen der Liebe lebt, beispielhaft verkörpert durch Jesus selbst.
Römer 8, 29 (Gute Nachricht Bibel)
Sie alle, die Gott im Voraus ausgewählt hat, die hat er auch dazu bestimmt, seinem Sohn gleich zu werden. Nach dessen Bild sollen sie alle gestaltet werden, damit er der Erstgeborene unter vielen Brüdern und Schwestern ist.Das Werk, diese erweiterte Familie zu schaffen, beginnt mit physischen Menschen, die lernen und mit der Zeit den Charakter Gottes widerspiegeln, indem sie die Wege, die zu Frieden und Gerechtigkeit führen, verstehen und praktizieren.
Römer 8, 19–21 (Gute Nachricht Bibel)
Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem die Kinder Gottes vor aller Augen in dieser Herrlichkeit offenbar werden. Denn alles Geschaffene ist der Sinnlosigkeit ausgeliefert, versklavt an die Vergänglichkeit, und das nicht durch eigene Schuld, sondern weil Gott es so verfügt hat. Er gab aber seinen Geschöpfen die Hoffnung, dass auch sie eines Tages von der Versklavung an die Vergänglichkeit befreit werden und teilhaben an der unvergänglichen Herrlichkeit, die Gott seinen Kindern schenkt.Allen Menschen, die je gelebt haben – unabhängig davon, wer sie waren, aus welchem Land sie stammten, was sie glaubten oder wie sie lebten –, wird die Chance gegeben, Gottes Berufung zu empfangen und zu einem ewigen Wesen verwandelt zu werden, das für immer zur Familie Gottes gehört.
Hebräer 2, 5–8, 10–13
Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden. Es bezeugt aber einer an einer Stelle und spricht: »Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel; mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt; alles hast du unter seine Füße getan.« Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist. […]
Denn es ziemte sich für den, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, dass er den, der viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hat, den Anfänger ihres Heils, durch Leiden vollendete.
Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der heiligt und die geheiligt werden, darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, und spricht: »Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.« Und wiederum: »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen«; und wiederum: »Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat.«In der Gesamtschau der verschiedenen Bibelstellen zu diesem Thema wird sichtbar, was für eine ermutigende Zukunft Gott für alle Menschen geplant hat.